
Das Suvretta House startet dieser Tage in die neue Sommersaison. Besonders beliebt ist es dank seiner einzigartigen Lage, dem ausgezeichneten Service und der facettenreiche Küche. Unser Autor Christian Euler hat sich vor Ort umgeschaut.
Zwei Kilometer sind eigentlich keine Strecke. Im Falle von St. Moritz aber trennen sie Welten: Hier das wenig pittoreske Prominentendorf. Dort der stille Suvretta-Hügel, wo eine Immobilie mit Sicht auf die Oberengadiner Seen zwischen 30 bis 70 Millionen Franken kostet. Und woe 1935 der erste Skilift der Schweiz seinen Betrieb aufnahm. Am Ende des Plateaus thront das Suvretta House mit seinen zwei markanten Türmen.
Von den Gastgebern wird man im Suvretta House persönlich begrüßt
Das Grand Hotel, das 1912 vom damaligen Hotelkönig Anton Bon eröffnete wurde und noch heute in sechster Generation im Besitz der Zürcher Familie Candrian-Bon ist, verströmt eine majestätische Aura voller Ehrwürdigkeit und Stolz. Seit 2014 steht es unter der Regie der vornehm-zurückhaltenden Gastgeber Peter und Esther Egli. Sie empfangen jeden Gast persönlich. Reichtum ist hier keine Fassade. Das Suvretta House ist keine Bleibe für die Spaßgesellschaft. Die Gäste, egal wie betucht sie sind, wollen diskret, aber wie ganz „normale“ Menschen behandelt werden.
„Wir alle, Gäste und Mitarbeiter, sind eine große, ganz normale Familie“, lautet denn auch das Credo der Eglis. Dazu tragen vor allem die überaus herzlichen, immer aufmerksamen Mitarbeiter bei. Einer von ihnen ist Marco Vaudo, der langjährige Chefconcierge, der die Namen seiner Gäste nach kürzester Zeit kennt. Geräuschlos, diskret und absolut verlässlich versieht er seinen Dienst, es ist eine wahre Freude, ihn um einen Gefallen zu bitten.
Illustre Gäste im Suvretta House
Die Gästeliste spiegelt die Haltung des Hauses wider: kaum Stars und Sternchen, dafür aber eine hohe Königsdichte, der Maharadscha von Hyderabad, die Fürsten Metternich und Bismarck; Charlie Chaplin und Gregory Peck vertraten die Filmbranche. Auch Mohammad Reza Pahlavi, der einstige Schah von Persien, war langjähriger Stammgast. Ehe er die traumhafte Villa Suvretta kaufte.

Beliebt ist das Suvretta House nicht zuletzt dank seines facettenreichen kulinarischen Angebots unter der Regie von Executive Director Fabrizio. In der Hochsaison arbeiten ihm 42 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu, darunter zwei Bäcker. Der gebürtige Bündner, der in St. Moritz aufgewachsen ist, wollte nie etwas anderes als kochen. Mit 16 begann er als Lehrling im Badrutt’s Palace Hotel. Sein weiterer Weg führte ihn ins „Baur au Lac“ in Zürich oder das „Castello del Sole“ in Ascona. Zu den Glanzlichtern seiner Karriere gehört sein Engagement als Sous-Chef im Savoy Grill von Gordon Ramsey in London und die Leitung des Gourmetrestaurants „Cà d’Oro“ in St. Moritz sowie mehrere Gastspiele bei der Kempinski-Gruppe in China.
Kräuterwanderung mit dem Küchenchef
In seinem Reich, dem Grand Restaurant, wird getafelt wie einst Gott in Frankreich. Hier gilt der Dresscode „dunkler Anzug mit Krawatte, jüngere Gentlemen erscheinen mit Jackett und Krawatte“. Man speist unter einer reich verzierten, über 100 Jahre alten Kassettendecke Gerichte wie lauwarmen Hummersalat mit Wassermelone, Madagaskar Vanille und knusprigem Buchweizen, ein à la Minute zubereitetes Risotto „Grand Riserva“ mit Zucchiniblüten, Scampi und Eisenkraut oder in Bergthymian geräuchertem Lammrücken aus dem Savognin. 16 Punkte ist dem GaultMillau die Kochkunst von Küchenchef Fabrizio Zanetti wert. Tipp: Am 6. August begleitet er die Bergkräuter-Wanderung – und verrät nebenbei, wie ein Gericht mit den passenden Kräutern zur geschmacklichen Offenbarung wird. „Das Engadin ist voll von Kräutern, die kaum jemand kennt, und noch weniger wissen, wie man sie in der Küche verwenden kann“, verrät Zanetti vorab.

Neben dem Grand Restaurant bringen die Suvretta-Stube und das Bergrestaurant Chasellas die Geschmacksnerven in Wallung. In Ersterer speist man in ungezwungener Atmosphäre Schweizer Spezialitäten wie Zürcher Geschnetzeltes und authentische Bündner Gerichte, die auf eine neue, leichte Art interpretiert werden. Herrlich das Entrecôte vom heißen Stein nebst Bündner Fries mit Parmesan und Petersilie. Exotische Akzente setzt Stuben-Küchenchef Isaac Briceño Obando mit costa-ricanischen Leckerbissen aus seiner Heimat, etwa mit der „pikanten Meeresfrüchtesuppe.“
Lautlos aus der Vogelperspektive
Unbedingt empfehlenswert ist das behaglich-rustikale, 1936 Meter über dem Meer gelegene Bergrestaurant Chasellas zehn Gehminuten oberhalb des Suvretta House, in dem Marco Kind die kulinarische Marschroute vorgibt. Die raffinierten Gerichte des gebürtigen Deutschen folgen seiner Maxime, „eine Symbiose aus lokaler und internationaler Küche bieten, die saisonale Produkte und Spezialitäten regionaler Produzenten ins Rampenlicht rückt.“ So findet sich auf seiner Karte ein Kürbis-Risotto mit Rucola und Baumnüssen neben sautierten südafrikanischen Scampi mit mediterranem Grillgemüse und einer gegrillten französischen Foie Grasmit Apfel, Kartoffelpüree und Sauternes-Jus.

Wer gut und reichlich speist, ist umso glücklicher, sich im Rahmen des „Fit and Fun“ Sommer-Programms am Kalorienabbau zu versuchen. Ohne zusätzliche Kosten. Bei einem Golfschnupperkurs etwa tauchen Gäste jeden Montag mit dem Engadiner Golf Pro Fredrik Svanberg in die Welt des Pitching, Putting und Punching ein. Nicht nur für die Kleinen ein tierisches Vergnügen ist das rund zweistündige Ziegentrekking samt zünftiger Engadiner Brotzeit. Wer das Oberengadin lautlos aus der Vogelperspektive bestaunen will, bucht – ebenfalls kostenlos – einen Segelflug. Segelplausch wiederum nennt sich der Törn auf dem Silsersee. Rund 400 Kilometer Mountainbike-Routen machen das Engadin zu einer begehrten Moutainbike-Destination, mit der Suvretta Sports Bike School lernen Hotelgäste und einheimischen Guides jeden Samstag die Geheimnisse des Freeridens kennen.
The Frequent Traveller-Tipp: Bei gutem Wetter sind die sonntäglichen Barbecues auf der Sonnenterrasse mit Live-Jazz und Postkartenblick in die Engadiner Bergwelt kaum zu toppen.
Fotos: Christian Euler, Suvretta House
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Auf einen Blick
- Ein Grandhotel, wie es im Buche steht.
- Erbaut im Jahre 1912
- Stilvolle Zimmer und Suiten mit kostenlosem WLAN
- mehrere gehobene Restaurants, darunter ein elegantes Restaurant mit einem imposanten Speisesaal