Stirbt die First Class bei Airlines aus?

© Gerhard Linnekogel / Lufthansa

Sie bieten Suiten und Federbetten, schallgedämmte Abteile oder eigene Duschen an Bord: Immer wieder übertrumpfen sich die Airlines in der Ausstattung ihrer First Class Kabinen. Jedoch: Viele Plätze bleiben mittlerweile leer. Der Grund: Der übermäßige Luxus gilt bei Geschäftsreisenden als verrucht …

Als 2013 bekannt wurde, dass IG-Metall-Vorstand und Thyssen-Krupp-Aufsichtsrat Bertin Eichler in ohnehin kritischen Konzern-Zeiten First Class nach Shanghai oder Thailand flog, sorgte dies für öffentliche Empörung: Der offene Hang zu Luxus ließ sich nicht mit der Position des Vorstands von tausenden Stahlarbeitern vereinen. Am Ende kapitulierte Eichler. Er kandidierte über diesen Skandal nicht noch einmal. Die Geschichte des luxusbejahenden und dafür gescholtenen Vorstands zeigt beispielhaft wie die Geschäftswelt – insbesondere die deutsche – First Class Flügen und alles was dazu gehört gegenübersteht: Der Fünf-Sterne-Luxus macht sich auf der Spesenabrechnung nicht besonders gut. Mehr noch: First Class Flüge stellen die moralische Integrität in Frage, heißt es in im Spiegel (3/17). Immerhin kostet ein First Class Flüge nicht nur ein paar Hundert Euro mehr, sondern gleich mehrere Tausend. Während ein Business Class Flug auf einer Langstrecke etwa drei- bis viertausend Euro für den Hin- und Rückflug kostet, kann ein Ticket in der Ersten Klasse 10.000 Euro übersteigen. Rentabler sind dann schon wieder Privatjet-Flüge beispielsweise mit NetJets, dem größten Unternehmen, das Anteile an Business Jets verkauft.

First Class: Eine Frage des Image

Die neue Bescheidenheit bekommen auch die Airlines zu spüren. Bei Lufthansa war nicht einmal jeder hunderdste Gast First Class Reisender. Daher schaffte die deutsche Airline die oberste Klasse auf vielen Strecken ab. Andere Lufthansa.Langstreckenjets bieten nur noch acht statt sechzehn Sitze in der ersten Klasse. Etliche andere Fluggesellschaften bieten die First Class einfach nicht an. Zu unbeliebt ist die Luxuskategorie – außer vielleicht bei vermögenden Privatreisenden, der internationalen Prominenz und (vor allem) Meilensammlern. Für jene Fluggäste ist es oft ein erstrebenswertes Ziel, sich zumindest einmal einen First-Class-Flug zusammen zu sparen. Aus diesem Grund hat die First Class einen anderen Nutzen: Sie ködert Meilen sammelnde Kunden auch für niedrigere Buchungskategorien.

First Class Stirbt die First Class aus?

Luxus der allerersten Güte: "The Residence" von Etihad ist für jene Gäste, denen die First Class nicht genug Luxus bietet.

© Etihad

„Es gibt die Kundschaft und für das Image ist das Angebot sicherlich förderlich“, sagt Jürgen Pieper, Airline-Experte beim Bankhaus Metzler gegenüber dem Handelsblatt. So setzt die arabische Linie Etihad in Sachen Luxusklasse sogar noch einen drauf und präsentierte 2014 „The Residence“, eine Klasse, die sich an Fluggäste richtet, denen First Class zu wenig ist. The Residence ist eine Suite über den Wolken, mitsamt Wohnzimmer, Schlafraum und eigenem Bad mit Dusche und Wanne. Doch den nennenswerten Umsatz generiert derartige Luxus-Spielereien nicht. Dafür sorgen bei den Fluggesellschaften stattedessen vor allem die Economy- aber auch die Business Class Reisenden. Stattdessen gilt die First Class als Statussymbol. Sie macht das Image der Airline aus, dient als Marketing-Instrument für andere Klassen. 

stirbt die First Class aus?

Genügt den meisten Geschäftsreisenden bereits: Der Komfort in der Business Class.

© Dominik Mentzos / Lufthansa

Die Business Class genügt den meisten Geschäftsreisenden

Für mittelständische Unternehmen setzen viele Airlines auf Premium Economy, die im Service und Komfort einen nennenswerten Unterschied zur günstigsten Preiskategorie machen: Mehr Platz, ein Gläschen Champagner oder  sogar eine Schlafmaske. Für manch einen ist das bereits genug Luxus. Die Business Class wiederum ist in in vielen Airlines mittlerweile so gut ausgestattet, dass sie genauso viel Platz für Reisende bietet, wie in der ersten Klasse. Und das genügt den meisten Geschäftsreisenden schon: Die Möglichkeit, einen ruhigen Schlaf über den Wolken zu genießen und so erholt wie möglich am Zielort anzukommen.


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