Unser Autor Christian Euler ist mit Thai Airways in der First Class von Bangkok nach Frankfurt gereist. Ein Testbericht …
So oder so ähnlich müssen Promis reisen. Schon am Flughafen Suvarnabhumi wird der Kontakt mit den Normalreisenden abgebrochen. Ein livrierter Mitarbeiter von Thai Airways übernimmt unser Gepäck direkt am Taxi und bringt es zur Abfertigung. Einen Check-in im herkömmlichen Sinne gibt es nicht. Sämtliche Formalitäten, die sonst für Überdruss sorgen, werden von guten Geistern erledigt, man muss sich um nichts kümmern. Um fast nichts – genauer gesagt, denn die Sicherheitskontrolle muss auch ein Passagier der First Class passieren.
Thai Airways First Class: Wartezeiten gibt es nicht
Doch auch hier ist für Privatheit gesorgt – und Wartezeiten gibt es nicht. Fast verlegen blicken die Sicherheitsbeamten drein, als sie uns auf verbotene Gegenstände untersuchen. Gleichwohl gehen sie beflissen ihrem Job nach: Nur weil man zum kleinen Kreis der Erste-Klasse-Flieger gehört, kann man noch lange nichts Unerlaubtes an Bord schmuggeln. Zwischenzeitlich wird der Pass von unserer persönlichen Thai Airways-Assistentin zum Schalter der Grenzpolizei gebracht.
Ein Blick nach vorn
Hinter der Kontrolle wartet ein Golfcart-ähnlicher Elektrowagen, der uns – vorbei an der Business-Lounge in die Gemächer des First-Class-Foyers und später zum Flugsteig chauffiert. Dort steigen wir als Letzte ein – und werden somit auch hier von den übrigen Reisenden abgeschottet – sogleich mit Namen begrüßt und zum edlen Fauteuil geleitet. Platz 1a , ganz vorn in der Nase der Boeing 747, noch weiter geht nicht. Es ist der beste Platz, den es vor Einführung der A380 in einer Maschine gab. Er ist geräumiger als oben und dank der Zuspitzung der Kabine kann man sogar leicht nach vorn aus den Fenstern schauen.
Zudem sind die Plätze 1a und 1b mit einer fast gespenstischen Ruhe gesegnet, weil zu keinem Zeitpunkt einer der wenigen Passagiere vorbeigeht. Gerade einmal neun First-Class-Sitze gibt es in der 747. Sitzelemente am Fußende bieten Platz für eine zweite Person, so dass man während des Fluges einander gegenübersitzend speisen oder sich einfach nur unterhalten kann.
Thai Airways First Class: Rimowa-Köfferchen und L’Occitaine-Cremes
Kaum haben wir uns niedergelassen, kredenzt uns die entzückende Stewardess ein Gläschen Dom Perignon, Jahrgang 2004. Ein kleines Rimowa-Köfferchen beherbergt diverse L’Occitaine-Produkte, Ohrstöpsel, Socken, Zahnbürste etc.
Zum Wohlfühlgefühl trägt neben dem tadellosen Service auch die Kulinarik in Form eines Sechs-Gang-Menüs bei, zubereitet in der Tradition der thailändischen, östlichen sowie kontinentalen Küche und serviert auf edlem chinesischen Porzellan mit Silberbesteck. Das Menü beginnt – standesgemäß – mit Kaviar vom weißen Stör. Die Vorspeise, wahlweise geräucherte Forelle, Rinderfilet oder marinierte Garnelen sind eher unspektakulär. Unter den Weinen locken hochklassige Tropfen wie ein Chablis 1er Cru oder ein Rheingau-Riesling von Schloss Vollrads.
Pyjama in Thai-Airways-Violett
Zum Hauptgang stehen unter anderem gegrilltes Hühnchen mit Tamarind-Sauce, gedämpftem Thai-Jasmin-Reis an sautierten Zucchini mit Ei oder – die klassisch westliche Variante – Lamm in Kräuterkruste mit Kartoffelpüree, Zucchini und Karotten zur Wahl. Auch hier überzeugt die Qualität der Speisen, erfüllt aber nicht ganz die Erwartungen, die bis zum Dinner in den Wolken geweckt wurden.
Ein Sitzelement am Fußende bietet Platz für eine zweite Person. Der Hauptsitz lässt sich in ein Bett mit 2,21 Meter Fläche verwandeln und bietet damit auch größeren Reisenden reichlich Platz. Gehüllt in einen weichen Schlafanzug in – wie könnte es anders sein – Thai-Airways-Violett, lässt es sich angenehm ruhen.
Wach hält allein der Gedanke, ob es nicht zu schade oder gar töricht ist, die schöne Zeit zu verschlafen. So richtet sich der Blick denn doch noch einmal auf den Bildschirm mit seiner 58cm-Diagonalen. 130 Filme, 300 TV-Programme und 500 Musik-CDs sorgen für Kurzweil. Doch der Otard 1795 Extra Cognac führt dann schließlich doch geradewegs in den Tiefschlaf.
Fazit: Ein günstiges Vergnügen ist die Thai Airways First Class nicht. Doch wer ein Schnäppchen macht, sollte sich den Luxus in der Luft – dargeboten von einem Personal, dessen Freundlichkeit und Servicebereitschaft des Personals man in Deutschland so nicht mehr kennt – gönnen.
Auf einen Blick
- neun First-Class-Sitze in der Boeing 747
- exzellentes Servicepersonal
- sechs-Gänge-Menü an Board und Dom Perignon Champagner
- Hauptsitz lässt sich in ein Bett mit 2,21 Meter Fläche verwandeln
- Amenity Kit in Kooperation mit Rimowa und L'Occitane