Zenkichi Berlin

Zenkichi: Der beste Japaner in Berlin

© Hiroshi Toyoda

Eigentlich sollte man nicht allzu viel über das Zenkichi schreiben – denn diese Perle japanischer Esskultur sollte der Gast ganz unvorbereitet erleben dürfen. Wer also überrascht werden will: Nicht weiterlesen! Für alle anderen: Hier bekommen Sie einen Eindruck von unserer unvergesslichen Ess-Erfahrung im Zenkichi. Ganz ohne Frage der beste Japaner in Berlin und eines der besten Restaurants der Stadt

Kein Schild, kein Hinweis, kein Aufsteller: Wer das erste Mal das Zenkichi in der Johannisstraße 20 besuchen will, muss erst einmal den Eingang suchen. Der ist nämlich gar nicht so leicht zu finden. Eine kleine hölzerne Veranda und eine gläserne Tür: Geht man durch diese hindurch, führt eine Wendeltreppe hoch ins Frühstücksrestaurant House of Small Wonder oder hinab ins Zenkichi.

Zenkichi Berlin

Bambusstäbe und schummrige Beleuchtung: Das Interieur im Zenkichi greift den Stil der Restaurants in Tokio auf.

© Nora Dal Cero / Hiroshi Toyoda

Wer die von Laternen gerahmten Stufen hinab steigt, dem erscheint es fast so, als würde man eine andere Welt betreten. Deckenhohe Bambusstäbe säumen die mit großen, schwarzen Kieseln und Steinplatten ausgelegten Wege, und überall herrscht eine schummrige Dunkelheit. Das englischsprachige Personal führt einen, nachdem man seine Jacke an der Garderobe abgegeben hat, durch ein Labyrinth aus Separées und Spiegeln. Nicht selten verläuft man sich hier auf dem Weg zur Toilette, weil die Spiegelflächen optisch mehr Raum zaubern, als es gibt. Hat man Platz genommen, wird nach der ersten Bestellung sogleich die Jalousie heruntergelassen. Von den anderen Gästen (es passen immerhin 100 Gäste ins Zenkichi) bekommt man fast nichts mit. Perfekt für ein Date – oder ein geheimes Geschäftsmeeting. Allerdings: Handyempfang gibt es hier nicht. Zwar gibt es WLAN, aber wer es nicht dringend braucht, der muss oder sollte sich „gezwungenermaßen“ auf seine Begleitung konzentrieren. Gut so.

Zenkichi Berlin

In Separées wird gespeist. Hier bleibt der Gast im Zenkichi unter sich.

© Hiroshi Toyoda

Zenkichi: Etwas Vergleichbares gibt es in Berlin nicht

Mit dem Interieur, erklärt General Managerin Staci Chen, greife man die traditionellen Restaurants in Tokio auf. Etwas vergleichbares gibt es in Berlin nicht, höchstens vielleicht noch in New York. Apropos New York: in der Weltmetropole gibt es bereits seit mehreren Jahren ein sehr erfolgreiches Zenkichi-Restaurant in Brooklyn. Betrieben wird der Szene-Treff – genau wie die Berliner Dependance – von Motoko Watanabe und Shaul Margulies. Motoko ist Japanerin und ausgebildete Sake-Meisterin. Aus gutem Grund ist er Genuss von Sake im Zenkichi ebenso wichtig, wie der Genuss der japanischen Speisen. Die Karte des japanischen Reisweins ist beachtlich. Während andere Getränke gerade einmal eine Seite befüllen, typisch europäische Getränke nicht gar nicht aufzufinden sind, erstreckt sich die Auswahl an Sake über mehrere Seiten. Für Anfänger empfiehlt sich ein Premium Sake Tasting (26 Euro), bei dem der Gast drei kleine Gläser Sake serviert bekommt, wobei einer eher rauchig, der andere eher fruchtig, ein weiterer eher nussig mundet. Selbst der Weintrinker wird überrascht sein, wie vielfältig der japanische Reiswein schmecken kann.

Zenkichi Berlin

Marinierter Kabeljau: Eine der feinen Speisen im acht-Gänge-Menü des Zenkichi.

© Hiroshi Toyoda

Empfehlenswert: Das acht-Gänge-Menü im Zenkichi

Wo wir gerade von „Überraschung“ reden: Selbstverständlich bietet das Zenkichi eine Auswahl an à-la-Carte-Gerichte. Echte Gourmets lassen sich aber eher auf ein vier- oder acht-Gänge-Menü ein (45 oder 65 Euro). Dann nämlich sind die einzelnen Speisen perfekt aufeinander abgestimmt, die Abfolge so, wie es die japanische Esskultur vorsieht. Ganz herausragend und überhaupt kein dünnes Süppchen ist beispielsweise gleich der erste Gang: Die Miso Soup, die herrlich rauchig und vollmundig schmeckt. Eine kleine Auswahl an kalten Speisen (darunter eine umwerfend köstliche Auster und sehr feines Tunfisch-Sashimi) folgt im Anschluss. Cremiger Tofu, der fast an Sahne erinnert, köstlich-krosses gemischtes Tempura, marinierter Kabeljau, würziger Schweinebau und am Ende, um den Magen zu schließen, ein kleines Reis-Gericht folgen beim acht-Gänge-Menü. Nach einem der vier Desserts, aus denen man wählen kann, ist man dann auch wunderbar satt. Sushi gibt es im Übrigen nicht im Zenkichi. Auch das aus gutem Grund: Hier wird die echte modern interpretierte traditionelle japanische Küche serviert. Jene Kreationen, die nicht an den westlichen Gaumen angepasst sind, sondern die vor allem eines sind: authentisch. Das bedeutet zwar auch, das manch ein Gast enttäuscht sein mag, wenn kein Sushi auf der Karte steht. Aber diese Gefahr geht man im Zenkichi ein.

Zenkichi: Drei, vier Gänge, um satt zu werden

Die Speisen sind überschaubar – auch jene à la Carte. Drei bis vier Gänge (zwischen 12 und 17 Euro) braucht es mindestens, um nicht mit hungrigen Magen das Zenkichi zu verlassen. Lobenswert: Zwischen den Gängen lässt sich das Personal nicht sagenhaft viel Zeit. Man braucht also für acht kleine Gerichte etwa zwei Stunden ohne Hetze aber auch ohne lange Wartezeiten zu vertrödeln. Bei einem zusätzlichen Bestellwunsch betätigt der Gast die schwarze Klingel neben dem Tisch – und der zuständige Kellner wird informiert. Zuwinken oder Rufen würde in diesem Labyrinth aus abgeschotteten Sitzlogen eh nicht funktionieren.

Zenkich Berlin

Wein oder Prosecco finden sich nicht auf der Karte, umso beachtlicher ist die Sake-Karte im Zenkichi.

© Hiroshi Toyoda

Sake nur in bestimmten Fällen erwärmenQ!

Wer einen perfekt authentischen japanischen Abend im Zenkichi verleben möchte, ordert zum acht-Gänge-Menü noch die passende Sake-Begleitung (50 Euro). Übrigens: Der Sake im Zenkichi hat nichts mit jenem in einschlägigen Sushi-Läden in Deutschland zu tun. Und fragen sie bitte nicht nach warmem Sake – das Erhitzen des edlen Reisweins ist nur in ganz bestimmten Fällen, beispielsweise beim Shusen, sinnvoll. Die meisten Sorten trinkt man jedoch ungekühlt, wobei sich der Geschmack allein durch die Handwärme noch einmal mehr entfaltet. Übrigens: Nur das Mineralwasser im japanischen Restaurant Zenkichi kommt als einziges Getränk aus der Region: von der Preußen-Quelle in Rheinsberg.

Auf einen Blick

Zenkichi. Adresse: Johannisstraße 20, 10117 Berlin.

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