Die coolsten Szene-Restaurants Deutschlands

Dauernd wird von einer Krise der deutschen Gourmetrestaurants geredet. Und ja, vielleicht trifft das auch in Teilen zu. Dennoch ist die gute gehobene Gastronomie hierzulande so vielseitig und abwechslungsreich wie nie. 20 eindrucksvolle Beispiele lieferte kürzlich das Gourmet-Magazin Der Feinschmecker und kürte die coolsten Szene-Restaurants Deutschlands …

© Thomas Kiewning (www.epic-moments.de)

Platz 20: Little Wolf, München

Den Anfang der coolsten Szene-Restaurants Deutschlands macht das Little Wolf in München. Hier wird die uralte Garmethode des Räucherns hochgehalten. Im Hightech-Rauchofen garen Rinderbrust, Schweinebauch und Entenkeulen, dazu werden verschiedene Saucen und Beilagen wie Krautsalat oder saucengetränkte Buttermilchbrötchen serviert. Modernes Soulfood, wenn man so möchte. Und das in gemütlicher Atmosphäre.

© HELDENPLATZ

Platz 19: Heldenplatz, Hamburg

Die Nächte in Hamburg können lang werden. Wer auch nachts einen Hunger verspürt, muss jedoch nicht mehr in Fast Food-Ketten oder im Schweinske einkehren. Im Heldenplatz werden bis zwei Uhr morgens produktbetonte, liebevoll zubereitete Gerichte serviert. Beispielsweise Kabeljau mit Pulpo oder Entenleberterrine mit weißen Zwiebeln und Vogelbeere.

© Daniel Schvarcz

Platz 18: Tian, München

Höchsten Genuss ohne Fisch oder Fleisch verspricht das Gourmetrestaurant Tian am Münchner Viktualienmarkt. Die ideenreiche, überraschende Küche stellt unter Beweis, dass auch fleischlose Gerichte unglaublich glücklich machen können – selbst den eingefleischten Fleischliebhaber. Elegant, nachhaltig und naturnah wie die Speisen selbst präsentiert sich auch das helle, tolle Interieur. Übrigens: Das Münchner Gourmetrestaurant ist der bayerische Ableger des Original-Tians in Wien.

© U. Das Restaurant

Platz 17: U. Das Restaurant, Düsseldorf

Tagsüber gibt es hier Stullen und Kaffee, ab 18 Uhr verwandelt sich U. Das Restaurant in eines der coolsten Szene-Restaurants Deutschlands mit fein eingedeckten Tischen. Hier wird zwanglos diniert. Die Gerichte haben von der Größe eher Zwischengang-Format, so dass sich die Gäste fröhlich ihr eigenes Menü zusammenstellen können. Küchenchef Bastian Falkenroth tourte unter anderem durch die westdeutsche Spitzengastronomie und hatte eine Sushi-Ausbildung in Los Angeles: So finden sich hamachi, Schweinebauch und Rippchen nebeneinander auf der Karte.

© Pure White Food Club

Platz 16: Pure White Food Club, Köln

Cristiano Rienzner ist ein weit gereister Koch: Und so kommen im Kölner Pure White Food Club auch jede Menge internationale Köstlichkeiten auf den Tisch, wie japanisches Ozaki-Rind, trocken gereiftes US-Beef und australisches Wagyu sowie Super- Meeresfrüchte wie Hummer, Garnelen, Lachs, Heilbutt und Kabeljau aus Wildfängen. Dabei bereitet Rienzner viele der Kreationen auf dem Josper-Grill über Akazienholzkohle und Whisky-Wood-Chips bei hoher Temperatur schnell und schonend zu. Das Ergebnis: Der pure Geschmack, ohne Schnörkel. Gleiches gilt im Übrigen auch für das Interieur.

© Upper Eat Side

Platz 15: Upper Eat Side, München

Der Name ist kreativ. Das Konzept auch: Das Restaurant Upper Eat Side etablierte vor knapp vier Jahren in der Münchner Gastro-Szenne den gehobenen Bistro-Stil. Locker und entspannt geht es hier zu. Auch die Küche ist unbekümmert. Gleichzeitig legt man viel Wert auf regionale Produkte. So stammt die Lachsforelle fürs tataki aus der Isartaler Aumühle, das Münsinger Kalb aus der eigenen Zucht.

© Steve Herud

Platz 14: Stanley Diamond, Frankfurt am Main

„Gehobene Hausmannskost“ bekommt man im schick-urbanen Stanley Diamond im Frankfurter Bahnhofviertel. Zwischen grün-braunen Marmorwänden werden Tafelspitz mit Blumenkohlpüree und Sauce béarnaise oder eine Suppe mit den sieben Kräutern der Frankfurter Grünen Soße serviert. Das mag für den einen oder anderen Gaumen nach schlichten Gerichten klingen, schmeckt aber erstklassig – auch dank der fantasievollen Verfeinerungen und der pointierten Zubereitung. So wird das Rindertartar mit säuerlicher Avocado angereichert, dazu gibt es einen frischen Kräutersalat. Schmeckt himmlisch!

© Frank Woelffing

Platz 13: Herz und Niere, Berlin

Der Trend, das ganze Tier – von der Nase bis zur Hufe – zu verwerten, verhalf den Innereien zum Comeback auf den Speisekarten der gehobenen Gastronomie. Zu Recht, wie wir finden. Dass Herz, Zunge, Niere und Leber ganz ausgezeichnet schmecken können, stellt das Berliner Restaurant Herz und Niere schmackhaft unter Beweis: Im Souterrainlokal mit weiß getünchten Wänden werden die namensgebenden Innereien, etwa süßsauer angemacht und kurz gebraten, serviert. Auf einem Bauernhof im Brandenburgischen wird selbst geschlachtet; Schmalz, Würste und Schinken sind hausgemacht.

© Vida

Platz 12: Vida, Dortmund

Michael Dyllong ist Gourmets eigentlich wegen seines Sternerestaurant Palmgarden bekannt. Doch quasi nebenbei zog der Koch gemeinsam mit seinem Partner Ciro de Luca eine schicke Bar- und Restaurant-Location auf: Das Vida. Hier werden Dinge miteinander kombiniert, die man scheinbar nicht miteinander kombinieren kann – und das schmeckt ausgezeichnet: Etwa Kabeljau mit Tandoori-Honig und Minzjoghurt. An der Bar sorgt Roland Kulik für ausgezeichnete Cocktails, fernab des Mainstreams.

© Jante

Platz 11: Jante, Hannover

Den ambitionierten Koch Tony Hohlfeld und die ebenso ambitionierte Restaurantfrau Mona Schrader zogen aus der bekannten Olen Deele in Burgwedel ins nahe Hannover. Hier eröffneten sie am Bahndamm das Restaurant Jante. Auch wenn von Außen der Pavillon recht unscheinbar wirken mag: Das Jante ist ohne Frage eines der coolsten Szene-Restaurants Deutschlands. Denn: Hohlfeld und seine Kollegen präsentieren gern verschiedene Zubereitungsarten eines Produktes. So entstehen Gerichte, die bei aller Komplexität leicht verständlich sind und fröhliche Aha-Effekte erzielen. Mona Schrader wiederum empfiehlt feine Weine, die man nicht auf jeder Karte findet.

© Nobelhart & Schmutzig

Platz 10: Nobelhart & Schmutzig, Berlin

Dass es das Nobelhart & Schmutzig „nur“ auf Platz 10 der coolsten Szene-Restaurants in Berlin geschafft hat, mag verwundern: Denn ganz ohne Frage zählt dieser Laden zu den besten Gourmet-Adressen der Stadt – und Deutschlands. Nichts wird hier so gehandhabt, wie man es von sonstigen Sterne-Restaurants kennt: Die Gäste scharen sich an den langen Tresen um die Küche herum. Gegessen werden darf auch mit den Händen. Vor allem ist man im Nobelhart & Schmutzig aber „brutal lokal“: Sprich – jedes Produkt, also wirklich jedes – wird aus der Region bezogen. Pfeffer beispielsweise gibt es hier nicht. Wohl aber andere würzige Zutaten, die in Brandenburg wachsen und gedeihen, beispielsweise Sellerie-Samen. Was gibt es sonst noch zu erwähnen? Na klar, der Wein! Das herausragende zehngängige Menü von Patron Billy Wagner als profilierter Weinexperte mit einer spannenden Begleitung komplettiert – oder viel eher – perfektioniert.

© Sosein

Platz 9: Sosein, Heroldsberg

Dass sich in Heroldsberg eines der coolsten Szene-Restaurants Deutschlands befindet, mag man zunächst nicht glauben. Aber es stimmt! Denn in dem Dorf bei Nürnberg kocht Felix Schneider im Sosein ein jahreszeitlich wechselndes Menü, für das er nur Zutaten aus eigener Produktion oder von regionalen Top-Erzeugern verwendet. Und das schmeckt man: So überzeugt das Wollschwein durch saftig-mürber Struktur und nussigem Fettrand. Kreativ ist die Menübegleitung, die nicht aus Wein besteht: Auch Sauermolke mit Kürbis und Shisokraut oder ein Apfelrohsaft mit Kohl-Koriander-Paste sind absolut empfehlenswert.

Platz 8: Gustav, Frankfurt am Main

Seit vielen Jahren ist das Gastronomenpaar Milica und Mathias Scheiber mit seinem Weinsinn erfolgreich in Frankfurt am Main vertreten: Klare Linien, internationale Ausrichtung derKüche und eine ausführliche Weinberatung.  Das Schwesterlokal Gustav in einem restaurierten Gründerzeithaus folgt den gleichen Prinzipien: Hier speist man inmitten von grauen Wänden und gelben Sesseln. Das Menü präsentiert sich aromenreich und akkurat zubereitet. Besonderen Spaß machen laut Der Feinschmecker Neuinterpretationen von Klassikern wie Vitello tonnato.

© Bread and Roses

Platz 7: Bread & Roses, Düsseldorf

Rohe Backsteinwände, offene Küche, derbe Holztische – allein das Interieur  macht das Bread & Roses zu einem der coolsten Szene-Restaurants Deutschands. Doch letztendlich sorgt vor allem der Koch für diesen Titel. Das Bread & Roses ist die Wirkungsstätte von  Volker Drkosch, der bis 2014 im Victorian Düsseldorfs kreativste Top- Küche zelebrierte. Der Qualitätsfanatiker kreiert Gerichte, für die er die Speisenkarte in drei Kapitel teilt.

© Maria Schiffer / Storstad

Platz 6: Storstad, Regensburg

Der Name klingt skandinavisch. Das Interieur mutet entsprechend an. Doch das Storstad befindet sich nicht in Stockholm, sondern in Regensburg – wer hätte das gedacht. Was noch überrascht? Die klare Stringenz der Küche von Anton Schmaus, der sich durch international und beherzt würzt – mal eher mediterran, mal asiatisch, mal fruchtig, mal säuerlich. Perfekt passen dazu die Weinempfehlungen der Sommelière Alexandra Himmel. „Und Patissier Sebastian Nietsch eröffnet mit Desserts wie Burrata, mariniert, als Chip und als Mousse, zu Pistazien- Eis und Passionsfrucht-Schwamm weitere Geschmackswelten“, schreibt das Manager Magazin.

© Johanns

Platz 5: Johanns, Waldkirchen

Wer glaubt, urbane Eleganz findet man nur in den deutschen Großstädten, der täuscht sich: Im Bayerischen Wald, nordöstlich von Passau, befindet sich das Johanns, das es mit dem Interieur mit Lokalen in Berlin oder Hamburg locker aufnehmen kann und daher nicht ohne Grund zu den coolsten Szene-Restaurants Deutschlands gehört. Michael Simon Reis, der bereits im Arzak im Baskenland und im Steirereck in Wien kochte, nimmt in seiner Küche wiederum Bezug auf die Region, etwa mit seinem Faible für Getreide und erdige Noten. Doch seine Kreationen sind so komplex, sie könnten in jeder Weltstadt serviert werden.

© August

Platz 4: August, Augsburg

Und noch ein bayerisches Lokal reiht sich unter die Top 5 der coolsten Sterne-Restaurants Deutschlands: Das August in Augsburg. Christian Grünwald hat in der Gründerzeit-Villa Haag ein Gesamtkunstwerk für seine komplexe, immer wieder überraschende Aromenküche geschaffen. Pflanzen, die in seinen Kreationen wichtige Rollen spielen, wachsen aus spektakulären Plexisglas-Kuverts. Bei seinen Speisen fügt Grünwald auch auch scheinbar Gegensätzliches zusammen: Beispielsweise beim Maibock mit Markbröseln, Rum-Aprikose und Fichtensprossen.

© Reinstoff

Platz 3: Reinstoff, Berlin

Den Anfang der drei besten Szene-Restaurants Deutschlands macht das Zwei-Sterne-Restaurant Reinstoff, das ganz ohne Frage auch zu den besten Restaurants Berlin zählt. Das liegt auch an Chef de Cuisine Daniel Achilles: Kaum ein zweiter Koch genießt unter Kollegen wie Gästen ein solch hohes Ansehen wie Achilles, dessen Streben nach Präzision kaum Grenzen kennt. Bei seinen Kreationen sind überraschende Einsichten und ungeahnte Geschmackerlebnisse garantiert. Ziemlich genial: Zwei Mal im Jahr verwandelt sich das Reinstoff ins Freistoff. Dann steht bei den Menüs immer eine Region oder ein Thema im Fokus, die Menüs werden mehr als bezahlbar.

© Westin Grand

Platz 2: Falco, Leizpig

„Geschmackskompositionen, die eigentlich undenkbar sind – bis Schnurr kommt und beweist, dass es funktioniert.“ So beschreibt Chef de Cuisine Peter Maria Schnurr seine „cuisine passion légère“ im Restaurant Falco in Leipzig. Auch wenn die Aussage recht unbescheiden klingen mag, Schnurr hat recht: Meerwolf und Hüttenkäse – jawohl!  Garnele und Schweinebäckchen – das passt! Dabei orientiert sich der Koch stets an französischer Haute Cuisine, und davon versteht er etwas. Und das weiß er offenbar auch: Denn die Preise im Falco sind stattlich; vor allem für Leipziger Verhältnisse. Und dennoch: Im Falco muss man einmal gegessen haben!

© The Table

Platz 1: The Table, Hamburg

Trommelwirbel: Das coolste Szene-Restaurant Deutschlands ist (ganz nebenbei) auch eines der besten Restaurants in Hamburg: Die Rede ist vom The Table, wo Kevin Fehling –DER Shooting-Star der Gourmet-Szene – das kulinarische Zepter schwingt. Der hat sich mit seinem Lokal einen Traum verwirklicht: ein Restaurant, ein Tisch, ein Menü. Keine Vorratshaltung für zwei Dutzend Gerichte, kein mannigfaches Vorbereiten, kein Küchenchaos bei der Zubereitung. Und Gäste, die nicht erst fragen, was es gibt, sondern dem Können des Kochs blindlings vertrauen. „Man soll sich einfach wie bei jemandem zu Hause fühlen“, sagt der 39 Jahre alte gebürtige Delmenhorster. Die Zutaten sind von allererster Güte, der Weinservice top. „Schlichtweg einzigartig“, bringt es der Guide Michelin auf den Punkt.

Das coolsten Restaurant der Welt hat das Forbes-Magazin erkoren und liegt in dem kleinen Örtchen Schützen am Gebirge.