Taubenkobel coolste Restaurant der Welt

Taubenkobel: Das coolste Restaurant der Welt

© Ingo Pertramer, Taubenkobel

„The coolest place to eat in 2016 worldwide“ – So bringt das US-Wirtschaftsmagazin Forbes das einmalige Konzept des zur exklusiven Hotel-Kollektion Relais & Châteaux gehörenden Restaurants Taubenkobel auf den Punkt. Das coolste Restaurant der Welt in einem Örtchen namens Schützen am Gebirge – kann das wirklich sein? Aber ja, meint auch unser Autor Christian Euler…

Taubenkobel coolste Restaurant der Welt

Internationale Kunst an den Wänden, das Porzellan wurde im Ort getöpfert: Der Taubenkobel.

© Christian Euler

Als Walter Eselböck den Taubenkobel 1984 zunächst als „Taubenschlag“ eröffnete, stand er ohne jegliche Kochausbildung hinter dem Herd. Anfangs war die kleine Gaststätte an der Hauptstraße 33 ein Ausflugslokal das besonderen Wert auf Kunst und Kultur legte. So wurde es schnell zu einem Treff für Maler, Schauspieler und Literaten weit über das nahe Wien hinaus. Die anspruchslose Küche war manchem zu einfach. So kam, was kommen musste…

„Ich mag den Taubenkobel, aber ihr habt ein Problem: Ihr könnt nicht kochen“, sagte ein angesehener Stammgast eines Tages ganz unverblümt – und schickte die Eselböcks in Eckart Witzigmanns Aubergine nach München. Der Besuch beim späteren Jahrhundertkoch wurde zum Erweckungserlebnis für Eveline und Walter – und es war schnell klar: „Das machen wir auch!“

Taubenkobel das coolste Restaurant der Welt

Künstler und Literaten kehren nur allzu gern im Taubenkobel ein.

© Christian Euler

Taubenkobel: Ein Autodidakt mit zwei Sternen

Fortan investierten die Eselböcks in Sternemenüs. Dabei scheuten sie sich nicht, auf der Toilette Speisekarten zu kopieren und unter die Tische zu kriechen, um herauszufinden, woher das edle Leintuch stammte. Die Mühe sollte sich lohnen: Als Autodidakt erkochte sich Walter Eselböck zu Zeiten der österreichischen Ausgabe des Guide Michelin zwei Sterne, 19 Punkte im Gault Millau und vier Hauben.

Taubenkobel coolste Restaurant der Welt

Meeresfische sind im Taubenkobel tabu. Auf dem Teller landet nur, was der Neusiedler See hergibt, wo man einen eigenen Fischer hat.

© Christian Euler

Wie der Taubenkobel sich veränderte

2014 übernahmen Tochter Barbara mit Schwiegersohn Alain Weissgerber – und orientierten sich weg von der französischen Haute Cuisine hin zu einer pannonischen Küche. Der gebürtige Elsässer mit österreichischem Akzent stellt die Region konsequent in den Mittelpunkt und orientiert sich ausschließlich an der Saison. So sind Meeresfische tabu. Auf dem Teller landet nur, was der Neusiedler See hergibt, wo man einen eigenen Fischer hat. Zu den wichtigsten Produzenten gehören Demeter-Höfe und Gemüse-Bauern vor Ort, Weissgerber kennt sie alle persönlich.

Das kulinarische Konzept

„Das Einfache sticht im Zweifelsfall immer das Komplizierte“ und „mir gefällt die Kreativität, aus nichts etwas zu machen“, lauten seine kulinarischen Credos. So kombiniert er etwa einen auf Steinsalz gedämpften Zander aus dem Neusiedler See mit eingelegten Kräuterknospen. Die Taube wiederum wird zunächst mit Heu gefüllt und – in verbranntem Heu vakuumiert – eine Woche lang gelagert. Bevor sie auf das eigens im Dorf getöpferte Porzellan kommt, ruht sie für 40 Minuten in einem 68 Grad heißen Gewürzöl, um im Holzofen ihren finalen Schliff zu bekommen. Brennesel in Form von Creme, Sud und Spinat und Mispel-Gelee machen das Gericht zu einer aromatischen Noblesse.

Taubenkobel das coolste Restaurant der Welt

Alain Weissgerber & Barbara Eselböck-Weissgerber haben seit 2014 die Leitung im Taubenkobel.

© Ingo Pertramer, Taubenkobel

Ist der Taubenkobel wirklich das coolste Restaurant der Welt?

Dem Gault Millau war des Neueinsteigers Gegenentwurf zur klassischen Haute Cuisine auf Anhieb 18 Punkte wert. Schade, dass der Guide Michelin seine Sterne nur noch in Salzburg und Wien funkeln lässt. Barbara Eselböck als Hotelchefin und Küchenmatador Alain Weissgerber leben ihre Leidenschaft genauso authentisch wie ihre Küche. Begleitet von höchst individuellen Bioweinen und dargeboten von einem bezaubernden, authentisch-freundlichen Team manifestiert sich das Forbes-Diktum mit jedem Bissen immer mehr: Hier entwickeln Unkonventionalität und Kreativität, verbunden mit handwerklicher Perfektion ein Ambiente, das so wohl nirgendwo sonst zu finden ist. Und so hat das Forbes Magazin ganz Recht. Der Taubenkobel ist wahrlich das coolste Restaurant der Welt.


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