Mercedes E-Klasse T-Modell

Mercedes E-Klasse T-Modell im Test: Ein Fahrbericht

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Die Mercedes E-Klasse T-Modell als Kombi ist eine Leisegleiter mit Ladegemach. Sie entspannt den Fahrer und kann viel verpacken. Patzer gibt es nur im Detail – bei dem Preis ist das allerdings ein Ärgernis, findet unser Autor Stefan Weißenborn. Er ist die Mercedes E-Klasse als T-Modell gefahren…

Einmal eingestiegen, könnte man einfach losfahren, oder sich fragen, wie viel Luxus es denn sein soll. Soll die Innenraumluft beduftet werden? Soll sie gar ionisiert werden, was sie gesünder macht? Auf welchen Ton auf dem Farbspektrum hätten Sie das 30 Zentimeter breite Mediadisplay denn gern eingestellt? Soll der Massagesitz für Fahrer- und Beifahrer die Sitzheizung in seine Knetarbeit einbeziehen und so die „Hot-Stone“-Methode imitieren?

Während der Fahrt die ganzen Möglichkeiten in der neuen E-Klasse zu ergründen, würde zu sehr von Geschehen auf der Straße ablenken – auch wenn das Modell der Oberen Mittelklasse auch hierfür eine Lösung parat hätte: die Automatisierung des Fahrens. Doch dazu später.

Mercedes E-Klasse T-Modell

Große Entspanntheit macht sich beim Fahrer der neuen Mercedes E-Klasse breit.

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Mercedes E-Klasse T-Modell: Schnurrend über die Straße

Wir fahren los. Anfangs noch etwas nagelig, schnurrt der Vierzylinder-Selbstzünder, nach einigen Kilometern warm geworden, bald nur noch vor sich hin. Und schafft man es, trotz der Funktionsfülle sich auf das pure Fahren einzustimmen, strahlt das Auto eine große Entspanntheit aus. Beim Fahrverhalten, beim Verbrauch, beim Sitzkomfort.

Die Luftfederung mit adaptiven Dämpfern sorgt für hohen Abrollkomfort. Selbst die Schläge des Kopfsteinpflaster sind nur ein weit entferntes Trommeln. Bei Kurvenfahrten, lenken lässt sich das Auto ohnehin stets sehr angenehm, wiegt das T-Modell den Fahrer in Sicherheit, indem es die Federrate erhöht und damit Wankbewegungen der Karosserie reduziert.

Mercedes E-Klasse T-Modell

Die Mercedes E-Klasse T-Modell fährt faktisch autonom.

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Autonomes Fahren mit der Mercedes E-Klasse T-Modell

In Sachen autonomes Fahren ist Mercedes, auch das gefahrene T-Modell weit vorn. Wer den zuständigen Stockhebel links vom griffigen Lederlenkrad nach unten drückt, aktiviert gleichzeitig adaptive Geschwindigkeitsregelung (im Display lässt sich der Abstand zum Vordermann in Metern anzeigen), Lenkhilfe und aktiven Bremsassistenten. Damit fährt die E-Klasse faktisch autonom.

Wenn die Rechtslage es zulassen würde, könnte man sich nun all den anderen Funktionen im Auto widmen. An der Ampelschlange hält das Auto und fährt bei kurzer Standzeit auch selbsttätig wieder an, ansonsten genügt ein Antippen des Gaspedals. Aber: Noch müssen die Hände am Lenkrad bleiben, woran der Fahrer zunächst über Einblendungen im volldigitalen Cockpit-Display und dem optionalen Head-up-Display erinnert wird, etwas später wird er auch per Piepsten ermahnt. Und das ist auch gut so, denn ganz fehlerfrei arbeitet das System dann doch nicht.

Nicht jede Kurve interpretiert der Lenkassistent optimal, und der Bremsassistent bremst wenig feinfühlig ab, wenn er auf „spät“ gestellt ist. Das kann anderen Verkehrsteilnehmer irritieren. Und doch spielt Mercedes bei Automatisierungsfunktionen ganz vorn mit, sie sind ähnlich gut fortentwickelt und aufeinander abgestimmt wie bei der deutschen Premium-Konkurrenz.
Mercedes E-Klasse T-Modell

Die neue E-Klasse bietet riesigen Stauraum von stattlichen 640 Litern.

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Im Schnitt 6,5 Liter

 Wer dann so auf der Autobahn mit 130 km/h teilautonom dahingleitet, muss nicht viel tun. Das 1,8 Tonnen schwere Auto genehmigt sich auf unserer langen Runde 5,4 Liter Diesel, und man muss schon Einiges anstellen (zum Beispiel im „Sport +“-Modus über längere Zeit rasen), um über 8 Liter zu kommen. Im Mix realistisch sind rund 6,5 Liter – ein guter Wert für den Zweiliter-Diesel mit 194 PS.
Zu den verborgenen sportlicheren Eigenschaften passt die Ästhetik des Hecks, das mit seinen in die Heckschürze integrierten Endrohren so aussieht, als müsse es die Kraft nur so aus sich herauspressen. Insgesamt ist das T-Modell eine gestreckte ausgewogene Erscheinung, deren riesiger Stauraum 640 Liter fasst. Per Fußschwenk lässt sich die Heckklappe verlässlich öffnen und schließen. Auf Knopfdruck legen sich die Elemente der im praktischen Verhältnis 40:20:40 geteilten Rückbank um. Und wer die Lehnen steiler stellt, gewinnt noch einmal 35 Liter Stauraum.
Mercedes E-Klasse T-Modell

Funktioniert nicht einwandfrei: Die Konnektivität.

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Konnektivität: Nicht die Stärke der Mercedes E-Klasse T-Modell

Den einzigen gröberen Patzer leistete sich unser Testwagen bei der Konnektivität. Beim Versuch, mit dem Handy per Bluetooth Musik auf die fantastisch klingende Burmester-Anlage zu streamen, zeigte der Bildschirm Zeichensalat. Mit einem iPhone 7 über den USB-Port gekoppelt, stürzte das Infotainment-System ein ums andere Mal ganz ab und startete neu. Teils waren die Latenzzeiten so lang, dass eine Bedienung der gespiegelten Apps nicht mehr möglich war.
Apropos App: Per Smartphone lässt sich die E-Klasse auch automatisch parken – ohne dass jemand am Steuer sitzen muss. Ein futuristischer Schnick-Schnack, der aber einen realistischen Hintergrund hat. Denn schon länger arbeiten Hersteller wie Mercedes am vollautomatisierten Valet-Parking. Beim Parkhaus vorfahren – den Rest erledigt das Auto. Das ist aber noch Musik aus einer – allerdings nicht ganz so fernen – Zukunft.


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