Die Monitore in unseren Autos werden größer, die Zahl an Sensoren wächst ständig und die Kommunikation zwischen Smartphone und Automobil war noch nie so intensiv. Connected Cars sind ein Mega-Trend und ein Ende der Entwicklung ist noch lange nicht in Sicht. Was kommt da auf uns zu?
Der Reifen meldet sich. Sein Profil ist nicht mehr perfekt und die Spur müsste dringend überprüft werden. Das Fahrwerk hat den Zustand der Fahrbahn gecheckt. Jede Menge Schlaglöcher voraus und der Wagen zwei Kilometer vor uns schickt eine Nachricht. Ölspur in der Linkskurve. Vorsicht.
Das klingt ein wenig nach Sience Fiction und es ist doch Realität. Autos sind mittlerweile zu neugierigen, geschwätzigen Maschinen mutiert und die Reifenindustrie, allen voran Pirelli, baut Chips in den Gummi, auf das der Pneu uns mit wichtigen Informationen füttert. Es wird laut und informativ in unseren Wagen. Die Ära der Connected Cars hat längst begonnen.
Connected Cars: Mit dem Schlüssel fing alles an
Erinnern Sie sich noch an die alten Autoschlüssel? Tja… lange ist es her. Schon vor Jahrzehnten wurde der kleine Schlüssel mit Bart und Kunststoff-Knubbel rasiert. Der Bart verschwand, dafür wuchs der Knubbel, weil man in sein Inneres eine Batterie, einen Funksender plus einen Empfänger einbaute. Der Autoschlüssel ist kein Schlüssel mehr, er ist Fernbedienung und Datenträger. Er kommuniziert mit dem Auto und das drahtlos. Das war der erste, aus heutiger Sicht rudimentäre Schritt in Richtung Connected Cars.
Dann kam das Smartphone an die Reihe. Als Schlüssel-Knubbel-Ersatz. Per Datentransfer kann das Auto mittlerweile geöffnet, geschlossen, geheizt, gelüftet und beobachtet werden. Der zweite Schritt ist getan. Der nächste Schritt führt weg vom Auto. Die App auf dem Handy liefert eine Navigation bis zur Haustür. Vor der Fahrt wird die Naviroute am Heimrechner gespeichert, in die Cloud gelegt, zum Handy geschickt und dann direkt ins Auto gesendet. Die Fahrt führt zum Parkplatz direkt beim Ziel, aussteigen, das Handy führt den Fußgänger direkt vor die Haustür. Der Parkplatz wird per App bezahlt und wurde vorher auch über die App gefunden. Fertig. Alles digital.
Musik, Nachrichten, Mails, Notruf, Fahrzeugdaten, Navigation, Video-Streaming, Car-to-Car, automatisiertes Fahren. Alles ist heute machbar. Per App und Smartphone. Neue Autos werden mit immer mehr Sensoren bestückt, die Leistung der Antennen wächst, die Leistung der Autobatterie ebenfalls. Weil es neue Aufgaben gibt.
Connected Car: Der Monitor wächst
TV im Auto? Früher Luxus, heute eine Nebensache. Mit wachsenden Aufgaben, wächst der Monitor. Touchscreen, weil man das vom Handy kennt und schätzt. Apple CarPlay, die digitale Kopie des Handy-Monitors. Mit den bekannten Icons. Das gleiche gilt für Android Auto. Beide Systeme verbinden Smartphone und Auto. Auch das ist heute nahezu Standard. Man steigt ein, verbindet das Handy per Bluetooth mit dem Fahrzeug und dann erscheint auf dem Auto-Monitor die kleine Familie der Icons. Musik, Navi, Mail. Nachrichten, Browser und so weiter. Beim E-Auto kommen noch die Daten zum Ladezustand, der Reichweite und den Standorten der nächsten Ladestationen hinzu. Es geht auch immer um den Nutzen plus Vergnügen. Einfach muss es sein und übersichtlich. Viele Knöpfe verschwinden im Monitor.
Heute ist vieles normal. Die Verknüpfung Auto und Handy und natürlich die Cloud. Daten werden dort gespeichert und ausgewertet. Wenn es Zeit für einen Ölwechsel ist, wenn der Motor demnächst mal wieder einen Check braucht, wenn eine Steuergerät Reparatur notwendig ist, meldet sich die nächste Werkstatt. Sie kennt den Wagen besser als der Besitzer. Er kennt den Kilometerstand, das Profil der Reifen, den Durchschnittsverbrauch und so weiter.
Vernetzte Autos sorgen für mehr Sicherheit auf den Straßen
Schwere Unfälle kann das vernetzte Auto automatisch erkennen. Via eCall („emergancy call“) ruft dann ein Connected Car quasi selbstständig um Hilfe. Das ist nicht nur eine Option heutzutage, es ist für alle Fahrzeuge, deren EU-Typgenehmigung nach dem 31. März 2018 erfolgt ist, verpflichtend vorgeschrieben.
Tritt eine leichte Panne im Straßenverkehr auf, kann der Fahrer oder die Fahrerin ganz easy per Knopfdruck einen Pannendienst rufen. Bei Volkswagen We Connect sind aber Pannenruf und eCall miteinander verknüpft. Bei einem schweren Unfall mit Airbagauslösung verbindet sich das Auto direkt mit der VW-Notrufzentrale. Wichtige Informationen inklusive dem genauen Ort des Unfalls werden an den Rettungsdienst geleitet.
Und auch der Diebstahlschutz ist dank digitaler Vernetzung auf einem hohen Level, wie nie zuvor. Kommt es zu einem Einbruchsversuch, schickt das smarte Auto eine Push-Nachricht oder eine E-Mail direkt auf das Smartphone.
Die Connected Cars Dienste der Hersteller, eine Auswahl
- Volkswagen „WeConnect“
- Audi „Connect“
- BMW „ConnectedDrive“
- Mercedes „me Connect“
- Ford „SYNC“
- Hyundai „Bluelink“
Connected Cars: Das Auto als Dienstleister?
Frank Rinderknecht aus der Schweiz ist ein Tüftler und Denker. Er hat zur CES in Las Vegas einen Wagen gebaut, der mit Blumenkübel, Internetzugang und automatisiertem Fahren eine Vision auf die Räder gestellt hat, die uns zum Nachdenken anregen kann. Das Auto als Dienstleister, per App bestellbar, ohne Chauffeur, immer zu Diensten, aber so unpersönlich wie eine Telefonzelle. Volvo und andere Hersteller wollen den leeren Kofferraum als Ablage für Pakete nutzen. Natürlich per App steuerbar. Der Zusteller öffnet und schließt den Kofferraum per Smartphone.
Und dann ist da noch der Name Tesla. Der kalifornische Hersteller ist schon seit einigen Jahren Vorreiter bei Connected Cars und legt auch in Sachen autonomes Fahren weiter vor. Seine Fahrzeuge sind komplett und rund um die Uhr online. Sobald eine neue Steuersoftware oder ein neues Feature zur Navigation oder zum automatisierten Fahren fertig programmiert wurde, sendet Tesla die Software direkt ins Fahrzeug. Dieser Service wird bald zum Standard gehören, andere Hersteller arbeiten daran und wir steigen morgens ins Auto und fragen uns, ob wir im gleichen Fahrzeug sitzen wie gestern.