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Autonomes Fahren bald auch in Deutschland?

© Photo by Dylan Calluy on Unsplash

Seit einigen Jahren entwickelt die Automobilindustrie Verfahren und Möglichkeiten, um autonomes Fahren dauerhaft und sicher zu gewährleisten. Die Technik ist in aller Munde. Einige Enthusiasten sind begeistert, manch Autofahrer und Otto Normalverbraucher sehen dies jedoch eher kritisch. Denn schließlich sind Autos ohne Fahrer ein großer Unsicherheitsfaktor und immer wieder ist von Unfällen, manche gar mit Todesfolge, zu lesen und zu hören. Während Unternehmen wie Google in den USA schon einige Erfolge vorzuweisen haben, ist dieses Thema in Deutschland noch nicht so weit. Oder doch?

Fahrspurassistenten und Bremsassistenten sind bereits Realität

Zwar rollen auf Deutschlands Straßen noch keine vollautomatisierten Fahrzeuge, die dem Fahrer alle Aufgaben abnehmen. Dennoch gibt es die ersten technischen Ansätze, die bereits serienmäßig zum Einsatz kommen. Die Fahrspurassistenten beispielsweise sind eine direkte Folge dieser Entwicklungen. Das Fahrzeug wird dabei nicht vom Fahrer, sondern vom Fahrzeug selbst in der Spur gehalten. Und der Bremsassistent sorgt dafür, dass der Abstand zum voraus fahrenden Fahrzeug nicht zu klein wird und greift bei Bedarf ein. Diese Assistenzsysteme werden nicht von jedem Fahrer geliebt, dennoch gilt es als erwiesen, dass dadurch die Sicherheit auf der Straße erhöht wird. Das reicht natürlich noch nicht aus, um nebenbei Textnachrichten zu schreiben oder gar die Zeitung zu lesen. 

Immer wieder sorgen Zwischenfälle für Verunsicherung

Im April 2021 sorgte ein schwerer Unfall mit einem Tesla-Elektroauto für Schlagzeilen. Das Fahrzeug war ohne Fahrer unterwegs, jedoch befand sich ein Insasse auf dem Beifahrersitz und einer auf der Rückbank. Das Auto krachte gegen einen Baum, brannte aus und beide Passagiere kamen dabei ums Leben. Laut Tesla war jedoch das Assistenzsystem zu diesem Zeitpunkt nicht eingeschaltet. Zudem wurde das Fahrzeug ohne das sogenannte “Full Self-Driving” ausgestattet und zu allem Überfluss fehlten auf der befahrenen Straße die seitlichen Markierungen, ohne die das System ohnehin nicht funktionieren kann. 

Dieses schwere Unglück zeigt jedoch, wie anfällig und unsicher die neue Technik noch immer ist. Das hält die Unternehmen aber nicht davon ab, weiterzuforschen. Und auch auf deutschen Straßen könnte das autonome Fahren in nicht allzu ferner Zukunft Wirklichkeit werden. 

Autonomes Fahren: Pläne in Deutschland

Technisch möglich ist das automatisierte Fahren bereits. Und der Gesetzgeber werkelt daran, den Einsatz der Technik auf deutschen Straßen möglich zu machen. Die neue Mercedes S-Klasse und der Ableger EQS sind bereits soweit: Zeitweise kann das Fahrzeug die Kontrolle über das Lenkrad übernehmen. Der Fahrer muss dann nur noch in kritischen Situationen eingreifen. Doch wie sieht es mit echtem autonomen Fahren aus?

Fahren ohne Lenkrad und Pedale

Wer den Hollywood-Streifen “Total Recall” gesehen hat, kann sich eventuell noch an die Szene erinnern, in der Hauptdarsteller Arnold Schwarzenegger in ein Taxi steigt, welches nicht von einem echten Fahrer, sondern einem Roboter gefahren und gelenkt wird. Ein Lenkrad ist in diesen Szenen nicht zu erkennen. Und genau dorthin will die Technik ebenfalls kommen: Autos, die ohne Pedale und Lenkräder selbst und autonom steuern können, ohne dass ein Mensch eingreifen müsste. 

Dass diese Technik jedoch in nächster Zeit in Privatfahrzeugen zum Einsatz kommt, ist eher unwahrscheinlich. “Im günstigsten Verlauf kann ich mir automatische Citytaxis und Kleinbusse schon in gut fünf Jahren vorstellen, die in ausgewählten Gebieten zu jeder Tages- und Nachtzeit Menschen fahren“, prognostiziert etwa Christoph Stiller, Leiter des Instituts für Mess- und Regelungstechnik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) gegenüber dem Science Media Center. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrttechnik ist hingegen nicht so optimistisch und reduziert die Möglichkeit eher auf den Einsatz von Lastkraftwagen auf Autobahnen. Aber wohl erst in zehn Jahren – eventuell dauert es aber noch länger. 

Die derzeitigen Hemmnisse bei der Entwicklung für autonomes Fahren

Das Problem beim autonomen Fahren ist die eingesetzte Künstliche Intelligenz. Bis heute sind Fehler nicht auszuschließen, wahrscheinlich wird dieses Level aber auch nie erreicht. Aber wer möchte schon ein autonom fahrendes Fahrzeug auf den Straßen wissen, welches fehleranfällig ist und alles andere als perfekt funktioniert? Der wissenschaftlicher Direktor Simulierte Realität am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, Philipp Slusallek, fast dies so zusammen: “Die größte technische Herausforderung liegt aktuell darin, dass wir für entsprechende KI-Systeme bisher nicht in der Lage sind, Garantien über ihr korrektes Verhalten beziehungsweise dessen Grenzen anzugeben.” 

Die Gefahr für Unternehmen, welche die neue Technik einsetzen möchten, ist klar: Setzt ein Transportunternehmen auf das autonome Fahren und es passiert etwas, zum Beispiel ein schwerer Unfall mit Todesopfern, dann ist der Ruf des Unternehmens schnell dahin. Daher schrecken die meisten Unternehmen vor dem autonomen Fahren zurück. 


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