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MyPostcard: Im Gespräch mit Gründer Oliver Kray

© PR / MyPostcard

Postkarten, so scheint es, haben in Zeiten der Digitalisierung von Whatsapp, Facebook und iMessage ausgedient. Oliver Kray aber sieht das anders. Er gründete 2014 das Startup MyPostcard, versendet Millionen von Postkarten und verhalf der guten alten Postkarte wieder zum internationalen Comeback. Im Interview mit THE FREQUENT TRAVELLER spricht Kray über seine Laufbahn „Vom Graffiti-Sprayer zum erfolgreichen Enterpreneur“, über Chancen und über die nächsten großen Schritte…

Herr Kray, sie waren früher in der deutschen Sprayer-Szene unterwegs, später dann u.a. ein sehr erfolgreicher Fassadenkünstler. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, eine Postkarten App auf den Markt zu bringen?

Oliver Kray: Ja, das ist meine Vergangenheit. Ich habe es geliebt, als Jugendlicher meine Zeit damit zu verbringen, Wände zu bemalen und meinen Namen bekannt zu machen. Das gleiche Motto „den eigenen Namen bekannt zu machen“ verfolgte ich dann auch mit der Fassadenmalerei und meiner Kunst und nun führe ich es mit meiner Postkarten Firma MyPostcard weiter fort.

Ich bin zufällig im Urlaub auf diese Idee gekommen, habe dann festgestellt, dass der internationale Wettbewerb nicht besonders gut aufgestellt war und mir gedacht, das kann ich besser. Fotos als echte Postkarte weltweit zu versenden – die Idee fand ich einfach mega. Ich selbst habe mein ganzes Leben Postkarten versandt aber mittlerweile ist das ja ziemlich old school, man findet nur langweilige Motive, muss eine Briefmarke finden, immer einen Kugelschreiber dabeihaben und dann noch einen Briefkasten suchen.

Ich wollte das Alte einfach mit dem Neuen verbinden und bin froh, dass ich das so schnell und erfolgreich geschafft habe. MyPostcard ist nach nur drei Jahren zum Marktführer geworden, worauf ich sehr stolz bin.

Wie sieht das Geschäftsmodell von MyPostcard aus?

Ganz einfach, unsere Kunden downloaden sich unsere MyPostcard App, können dann ihr eigenes Foto benutzen, einen individuellen Text schreiben, Adresse drauf und ihre echten Postkarten dann für €1,99 weltweit versenden. Außerdem können sich unsere User ein Guthaben aufladen, um später schneller zu bezahlen. Zusätzlich gibt es bei uns auch die Möglichkeit, Klappkarten, also Grußkarten in einem Umschlag, zu versenden. Hier geht es ab € 2,49 los. Des weiteren bieten wir unseren Kunden auch die Option der Fotoausdrucke an. So kann man sich seine digitalen Fotos als echte Fotodrucke nach Hause senden.

Ist die Postkarte nicht längst ausgestorben?

Ganz im Gegenteil: in Deutschland werden immer noch ca. 220 Millionen Postkarten pro Jahr versandt und in den USA sogar knapp 800 Millionen. Klar, hat der Versand in den letzten Jahrzehnten abgenommen, nun stagniert er soweit es geht, aber ich bin der festen Überzeugung, dass er durch Anbieter wie MyPostcard bald wieder steigen wird.

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis immer mehr Menschen wissen, dass es solche Möglichkeiten und Services gibt und die dann früher oder später nutzen. Natürlich ist das nicht der größte Markt der Welt, aber MyPostcard wird dann der weltweite Marktführer sein und für uns ist der Markt groß genug.

Wer sind Ihre besten Kunden?

Unsere besten Kunden sind junge Familien, Reisende weltweit und User, die auf der ganzen Welt verteilt Freunde haben und sie auf diesem Weg jederzeit überraschen können.

Sie haben mit MyPostcard schon über 1,5 Millionen Downloads erreicht. Wie haben Sie das geschafft?

Ja, ich bin sehr stolz, vor allem auf mein international agierendes Team. Allein letzten Monat hatten wir über 100.000 Downloads, was sehr beeindruckend ist, denn es ist wirklich nicht einfach, so viele Menschen auf sein Produkt aufmerksam zu machen, und vor allem dabei die Kundengewinnungskosten nicht aus den Augen zu verlieren.

Ich glaube, dass das auch unsere größte Stärke ist. Wir haben es irgendwie drauf günstig viele Kunden zu generieren und glücklicherweise ist unser Produkt so viral, dass sich unsere App auch einfach bei den Usern weiterempfehlen lässt. Außerdem bleiben uns unsere Kunden sehr treu, was natürlich zur Wiederbenutzung und stabilem Wachstum führt.

Verdienen Sie mit Ihrem Konzept bereits Geld?

Glücklicherweise sind wir gerade break even und sollten jetzt Geld verdienen. Wir werden aber weiterhin etwas Geld investieren, um noch schnelleres Wachstum und größtmöglichen Abstand zu allen in dieser Branche zu bekommen, wie es geht.  Ich möchte einfach die beste App im Wettbewerb sein und weiß, dass das auch seinen Preis hat.

Sie sind mit MyPostcard in New York im German Accelerator Programm und nun sogar ausgewählt worden für den FBstart, ein Incubator Programm von Facebook im Silicon Valley.  In wie weit hilft dies weiter und was bringt das Ihrem Unternehmen?

Für unsere Firma hätte es nichts Besseres geben können. Wir haben in den USA durch das Mentoring und die finanzielle Unterstützung in den letzten Monaten so viel gelernt, wie vielleicht andere Unternehmen in vielen Jahren nicht. Wir haben schnell erkannt, dass es nicht immer nur um das Produkt geht, sondern vielmehr um das Verständnis von allem was dahintersteckt: wie man Kunden am schnellsten gewinnt, auswertet, berechnet und sein Business wachsen lässt, um profitabel zu werden. Außerdem konnten wir von großen Unternehmen Mechanismen kennenlernen, auf die wir selbst nie gekommen wären. Wir haben außerdem mittlerweile nicht nur ein großes und gutes Netzwerk in den USA, sondern auch ein besonderes internationales Verständnis gewinnen können, was wiederum nun zu unserer Firmenphilosophie gehört. Wir haben gelernt, mit einem kleinen Team erfolgreich in zwei Zeitzonen zu arbeiten, ohne dabei Abstriche zu machen.

Was sind die nächsten Schritte bei MyPostcard?

Wir sind ein typisches Startup und arbeiten voller Begeisterung an vielen Schritten gleichzeitig.
Wir verbessern stets unser Produkt, werden weiter internationalisieren und in noch mehr Sprachen expandieren. Außerdem werden wir den amerikanischen Markt aggressiver angehen und weiterhin daran arbeiten, besser als unsere Wettbewerber zu sein.

Was würden Sie anderen Gründern mit auf den Weg geben?

In jedem Fall ist es wichtig, so schnell es geht ein gutes Team zu finden, mit dem man auch am Wochenende noch wichtige Dinge besprechen kann und jeder jederzeit erreichbar und einsetzbar ist. Man sollte sich ebenfalls schnell ein gutes Netz an Consulting Teams aus unterschiedlichsten Bereichen um sich herum aufbauen – aber vor allen aus den Bereichen, von denen man selbst wenig Ahnung hat.

Ansonsten sollte man sich in jedem Fall damit anfreunden, wenig Zeit zu haben, und sehr viel Durchhaltevermögen, Geduld und Power mitbringen!

Herr Kray, vielen Dank für das Gespräch.


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