Erst kürzlich präsentierte die Deutsche Bahn ihren fahrerlosen Bus. Gefertigt wurde „Olli“ von der kalifornischen Firma Local Motors, die auch in Berlin eine Dependance hat. Wir sprachen mit dem European CEO Wolfgang Bern über Co-Creation, das deutsche Silikon Valley und über den Verkehr der Zukunft …
TFT: Herr Bern, wie laufen die Geschäfte?
Wolfgang Bern: Der Aufbau unserer neuen Microfactory in Berlin Alt-Treptow läuft auf Hochtouren, wir haben bereits die Fertigung unseres autonmen, also fahrerlosen Shuttlebusses namens „Olli“ aufgenommen und die ersten Fahrzeuge werden im ersten Quartal unser Haus verlassen.
Local Motors gilt als „Revoluzzer der Motorbranche“ – doch für manch einen mag das Geschäftskonzept nicht greifbar sein: Erklären Sie uns den Ansatz des Unternehmens.
Local Motors fertig Mobilitätsprodukte, also Fahrzeuge für den lokalen Bedarf. Im Gegensatz zu etablierten Fahrzeugunternehmen nicht in Massenproduktion sondern in kleinen Stückzahlen und in Ausführungen die vom entsprechenden Markt benötigt werden.
Local Motors bedient sich dabei modernen Fertigungsverfahren wie dem 3D Druck der es ermöglicht in hohen Geschwindigkeiten Teile zu produzieren ohne erst teure Fertigungswerkzeuge herstellen zu müssen da die finalen Teile einfach direkt gedruckt werden.
Weiterhin arbeitet Local Motors mit der weltweiten Internet Community zusammen, wir nennen das Co-Creation. Das bedeutet dass jeder der möchte bei unseren Projekten virtuell mitarbeiten kann auf unserer Plattform www.localmotors.com sowie in unseren Microfactories vorbeischauen kann, etwas von uns lernen kann und gleichzeitig auch sein Können bei uns mit einbringen kann. Auf diese Art und Weise entsteht eine Win-Win Situation die Local Motors sehr schnell werden lässt in der Entwicklung unserer Projekte und gleichzeitig ganz nah am Markt den enstehenden Bedarf befriedigen kann.
Wie finanziert sich Local Motors?
Local Motors ist von privaten Investoren finanziert und natürlich auch von generierten Umsätzen aus dem Co-Creation Bereichen und den Projekten die wir mit unseren Partnern gemeinsam durchführen.
Wer sind Ihre Partner?
Zu unseren Partnern zählen unter anderem namhafte Unternehmen wie General Electrics, Airbus, Siemens, IBEO, Paravan GmbH.
Local Motors ist eigentlich ein amerikanischen Unternehmen mit Sitz in Phoenix: Warum gibt es seit 2015 auch eine Dependance in Berlin?
Das Geschäftsmodell von Local Motors sieht vor überall dort wo es genügend Bedarf nach Mobilitätsprodukten gibt eine Microfactory zu eröffnen.
Berlin als Silicon Valley Deutschlands mit grossem Bedarf an neuen Mobilitätskonzepten bot sich daher gerade an den ersten ausseramerikanischen Standort aufzubauen und mit den örtlichen Talenten zusammenzuarbeiten.
Der deutsche Automarkt darf sich durch Local Motors in Berlin warm anziehen – gerade einmal 18 Monate braucht es, die Idee eines Autos in einen fertigen Stromer zu bauen. Zum Vergleich: Ein VW braucht vier bis fünf Jahre. Wie machen Sie das?
Wir realisieren dies durch Co-Creation und eine schlanke, agile Unternehmensstruktur die es uns ermöglicht unbürokratisch und schnell den Bedarf des Marktes umsetzen zu können. Durch Reduktion der Komplexität unserer Produkte sind wir zudem in der Lage einfachere und somit schnellere Fertigungsprozesse aufzusetzen.
Sie wollen Lösungen zur urbanen Mobilität finden, haben bereits einen fahrerlosen Bus namens „Olli“ präsentiert, den nun die Deutsche Bahn für sich nutzen wird: Erzählen Sie uns etwas zu diesem Projekt.
Olli ist unser erstes autonom fahrendes Fahrzeug welches durch den Wettbewerb Urban Mobility Challenge entstanden ist den wir seinerzeit auf unserer Co-Creation Platform durchgeführt haben. Olli bzw. Berlino wie er damals vom Designer genannt wurde, wurde als Gewinner prämiert. Nach Validierung des Bedarfes im Markt haben wir uns entschieden das Projekt umzusetzen und nach nur knapp einem Jahr sind wir nun bereits mit ersten Fahrzeugen im Testbetrieb und konnten unter anderem die Deutsche Bahn als Kunden gewinnen.
Wo glauben Sie, wird „Olli“ in Zukunft eingesetzt?
Olli ist ideal geeignet um im Bereich Last- und Firstmile Angebote des öffentlichen Personennahverkehrs zu ergänzen, sprich dort wo heute kein Bus oder Bahn mehr fährt die Fahrgäste nach Hause zu bringen.
Weiterhin bietet er sich natürlich an auf Campus- und Werksgeländen sowie auf Strecken wo es sonst keine Mobilitätsangebote gibt bzw. zur Entlastung des vorhandenen Netzwerkes.
Was steht als nächstes an? Geben Sie uns eine kleine Idee des Verkehrs der Zukunft.
Der Bedarf für Mobilitätsprodukte ist weltweit riesig, der Individualverkehr hat in den letzten Jahren rasant zugenommen und die Städte sind verstopft. Viele Städte und Gemeinden planen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor aus den Städten zu verbannen. Es ergibt sich hier ein grosser Markt für elektrische Fahrzeuge, shared Mobility und autonomes Fahren.