Hätten Sie es gedacht: Etwa die Hälfte aller Geschäftsreiseflüge in Deutschland geht laut WingX Advance zudem auf Privat Jet- und Charter-Anbieterzurück. Ob NetJets oder smarte Anbieter wie JetApp – der Bereich der Private Aviation boomt. Dabei liefern sich die Betreiber von Business Jets einen erbitterten Preiskampf, zur Freude der Reisenden. Denn so wird das Reisen mit dem privaten Flugzeug erschwinglich. Doch wann lohnt sich die Geschäftsreise mit Business Jets eigentlich wirklich?
Es klingt verlockend: Man reist in voller Flexibilität, das Flugzeug kommt zu der bestellten Uhrzeit und wartet auch noch auf einen, sollte man beim Meeting länger brauchen. Für die Manager der internationalen Konzerne und ihre Mitarbeiter sind die Geschäftsreiseflugzeuge häufig das Mittel der Wahl, um zwischen Produktionsstandorten in den USA, der Türkei oder dem Wachstumsmarkt China hin und her zu reisen. Viele große Dax-Unternehmen leisten sich deshalb eigene Werkflugzeuge, die ausschließlich die eigenen Mitarbeiter fliegen. Die VW-Tochter Volkswagen Air Service etwa ist im Besitz gleich mehrerer Maschinen: von der Falcon 2000 bis zum Airbus A319.
Business Jets chartern: Worauf sollte man achten?
Jene Unternehmen, die sich eine eigene Maschine nicht leisten wollen, können sich an entsprechende Privat Jet-Betreiber wenden. Interessant sind beispielsweise die sogenannten „Empty-Leg“-Angebote, bei denen Kunden leere Rückflüge zu stark vergünstigten Preisen buchen können – oft für bis zu 75 % weniger als den Charterpreis. Es gibt mittlerweile smarte Plattformen wie JetApp, wo man weltweit Privatflüge finden kann – ganz easy, per Mausklick.
So verlockend manche Angebote für Business Reisende sein mögen: Wichtig ist es für Travel Manager dabei darauf zu achten, dass die kleineren Betreiber ebenso über ein großes Maß an Erfahrung, Fachwissen und finanzielle Sicherheit mitbringen.
Was kosten Business Jets?
Zugegeben: Im Vergleich zu Billig-Tarifen der Airlines, ist das Chartern von Privatflügen ein teures Vergnügen: Etwa 1500 Euro kostet eine Stunde im kleinen Privatjet. Mit der Größe und Ausstattung steigt der Preis schnell in die Höhe, kann auch die 10.000 Euro-Grenze überspringen. Vergleicht man diese Zahlen allerdings mit den Preisen für Business und vor allem First Class, wirkt das Chartern der Business Jets plötzlich gar nicht mehr so überteuert. Zudem sollte man die Arbeitszeit in jedem Fall mit einberechnen. Als Beispiel: Eine Gruppe von Geschäftsreisenden muss von Paderborn nach Genf reisen und wieder zurück. Das ist – inklusive Umsteigen – an einem Tag kaum machbar. Dennoch kosten die Tickets für alle Reisenden in der Economy-Klasse 6000 Euro. Wer nun einen Business Jet chartert, bezahlt dafür vielleicht 8000 Euro – dafür sind die Reisenden aber am gleichen Abend wieder zu Hause und am nächsten Tag wieder im Büro. Ein Arbeitstag ist somit gespart. Allerdings: Der genannter Preis ist nur ein grober Richtwert. Die tatsächlichen Preise variieren jedoch je nach Flugzeugtyp, Strecke und Anbieter. Es ist daher ratsam, aktuelle Angebote einzuholen, um genaue Preisangaben zu erhalten.
Gerade für Unternehmen in Ostwestphalen oder anderen infrastrukturellen schwächeren Gebieten, bieten sich Business Jets an. Große Verkehrsflughäfen wie Düsseldorf sind von Paderborn mehrere Autostunden entfernt. Von dem eigenen kleinen Flughafen werden nur wenige Direktflüge angeboten. Ein kleines Privatflugzeug kann dagegen ohne weiteres derartige Airports anfliegen.
Ein Wachstum wird weiter erwartet
Dass Branchenkenner:innen also annehmen, dass das Potential von Business Jets noch nicht ausgeschöpft ist, überrascht kaum. Ein Wachstum ist wohl auch in den kommenden Jahren zu erwarten, erst Recht, wenn auch Mittelständler weiterhin ins Ausland expandieren. Laut einer Analyse von WingX Advance wurden 2022 über 94.000 Privatjet-Flüge von deutschen Flughäfen registriert (Quelle: Statista), was einem Anstieg von etwa 9 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Allerdings ist unklar, ob dies tatsächlich etwa die Hälfte aller Geschäftsreiseflüge ausmacht, da aktuelle Vergleichszahlen fehlen. Und auch mittelständische Unternehmen entdecken zunehmend die Vorteile von Business Aviation, da sie so ihre Mitarbeitenden schneller und effizienter zu Kunden oder internationalen Standorten bringen können.
Zukunft der Business Jets
Die Zukunft der Business Jets wird von Innovationen, Nachhaltigkeit und technologischen Fortschritten geprägt. Elektrische und hybride Antriebe revolutionieren die Branche, insbesondere für Kurzstrecken und regionale Flüge. Unternehmen wie Lilium und Joby Aviation treiben die Entwicklung von eVTOLs (elektrische Senkrechtstarter) voran, die emissionsfreie und effiziente Alternativen für Geschäftsreisende bieten könnten. Gleichzeitig wird an neuen Überschallflugzeugen wie der „Overture“ von Boom Supersonic gearbeitet, die den transatlantischen Verkehr mit Schallgeschwindigkeit beschleunigen sollen. Neben technischen Fortschritten gewinnen nachhaltige Konzepte an Bedeutung: Der Einsatz von Sustainable Aviation Fuel (SAF) sowie CO₂-Kompensationsprogramme sind bereits jetzt zentrale Verkaufsargumente. Auch digitale Innovationen, etwa KI-gestützte Buchungssysteme oder Plattformen für „Empty-Leg“-Flüge, sorgen für mehr Effizienz und Kostensenkungen. Trotz wachsender regulatorischer Herausforderungen und gesellschaftlicher Kritik zeigt die Branche starkes Wachstumspotenzial, insbesondere durch die steigende Nachfrage von Mittelständlern und neuen Zielgruppen.