Luxusautos der Zukunft

Luxusautos der Zukunft: Wenn der Chauffeur piept

© Rolls-Royce

Vorgestern war Größe alles. Die Kutsche wurde länger, höher, schwerer. Wer es sich leisten konnte spannte sechs Pferde vor den rollenden Salon. Die ersten Luxusautos waren besonders leise, sehr komfortabel und reichlich bis ausufernd möbliert. Und morgen? In welchen Autos werden reiche Leute in Zukunft unterwegs sein. Hier ein paar Ideen: So sehen die Luxusautos der Zukunft aus …

Immer wieder stellt sich die Frage nach der Zukunft des Automobiles. Automatisiert? Elektrisch? Fliegend? Für Otto, den Normalverbraucher, werden solche Fragen und deren Antworten wie bisher in weiter Ferne beobachtet. Der Vermögende, mit materiellen Dingen bestens ausgestattet, wird weiterhin die Qual der Wahl haben. Soviel ist sicher.

Die führenden Anbieter luxuriöser, weit über dem Standard rangierender Automobile, haben teils klare Vorstellung, teils philosophische Ansichten zur Zukunft des Luxus-Automobiles. Wir können nicht alle zu Wort kommen lassen, aber die beiden Marktführer, Rolls-Royce und Bentley, haben sich kürzlich wieder einmal mit sehr anschaulichen Konzepten geäußert.

Luxusautos der Zukunft können dirigieren

Den Anfang macht Rolls-Royce. Als der Mutterkonzern, BMW, im letzten Jahr sein 100-Jähriges feierte, lieferten die Töchter, also MINI, BMW, BMW Motorrad und Rolls-Royce jeweils eine Idee, wie die nächsten 100 Jahre aussehen können. Aus Goodwood, dem Standort der Manufaktur von Rolls-Royce kam der Rolls-Royce Vision Next 100 zur Feier nach München. Das Konzept, noch recht abstrakt, soll die Potenziale der Marke aufzeigen und auch Ideen liefern, wie man sich in Zukunft auf die feinste, modernste und edelste Art von A nach B in einem Automobil bewegen wird.

Für Giles, Taylor, Chefdesigner von Rolls-Royce stehen vier Säulen unter dem Dach der Marke mit der eleganten Dame, die sich auf jedem Kühlergrill so wunderbar zeitlos den Fahrtwind durch die Haare laufen läßt. Die Spirit of Ecstasy wird wohl für alle Zeiten ein Symbol der Marke Rolls-Royce bleiben. Dass nun eine Stimme bekommen hat und mit dem Innenraum kommuniziert, werten wir als feine und zeitgemäße Geste. Eleanor, so heisst die Dame, ist mittlerweile ein optisches und akustisches symbol zugleich.

Luxusautos der Zukunft: Wie in guten alten Zeiten

Die vier Säulen der Zukunft von Rolls-Royce beziehen sich auf die glorreiche Vergangenheit und nehmen in der Zukunft so richtig Fahrt auf. Das Thema Automatisierung spielt eine wichtige Rolle. Dass der geneigte Rolls-Royce Eigner nicht selbst zum Steuer greift, ist keine Überraschung und deshalb liegt es auf der Hand, dass man im Phantom der Zukunft hinten Platz nimmt. Ob weiter vorn nun ein Chauffeur mit Mütze und Handschuhen den V12 dirigiert, oder ein Computer plus Programmierung, spielt dabei wohl keine Rolle.

Viel wichtiger ist laut Taylor, dass man weiter hinten, wie in den guten alten Zeiten, umgeben von bestem Material, also Leder, Holz, Teppich und so weiter, unterwegs ist und die Reise zum Erlebnis werden läßt. Gesehen und gesehen werden. Daran wird sich auch in den nächsten Jahrzehnten wenig ändern. Deshalb ist für Taylor der Auftritt alles. Der Rolls-Royce fährt nicht vor, er erscheint auf der Bühne. Oder noch besser, er verwandelt die Auffahrt in eine Bühne. Dass der Rolls-Royce der Zukunft wieder zu seinen Wurzeln zurück kehrt, also zu Zeiten, als der Kunde den Karosseriebauer seiner Wahl mit dem Bau des Fahrzeuges beauftragte. Individualität bis zur kleinsten Schraube sozusagen. Back to the roots oder vorwärts in die Zukunft. Mit modernster Technik und feinen Traditionen.

luxusautos der Zukunft

Bentley setzt einerseits auf Vernetzung, andererseits auf hochwertige Materialien.

© Bentley

Eine neue Zielgruppe für Bentley

Für Wolfgang Dürheimer, CEO von Bentley in Crewe, stehen Vernetzung, beste Handwerkskunst und Individualität im Vordergrund. Im Rahmen des Automotive News World Congress in Detroit erklärte der gebürtige Allgäuer, dass man vor allem die „Generation C“, die „connected Generation“ bald in den Genuss hochwertigster Automobile kommen und damit als wichtiger Teil einer neuen Zielgruppe in den Einzugsbereich der Marke Bentley gelangen werde. Und exakt diese Zielgruppe sei ausgesprochen anspruchsvoll. Deshalb werde Bentley auch in Zukunft modernste Technik in seinen Modellen anbieten. Allerdings dürfte man den Faktor Mensch dabei nicht aus den Augen lassen. „We must never lose the human touch.” Es gehe um vielmehr als nur um Technik, es gehe um Tradition, Handwerkskunst und ein Design, dass aus einem technisch herausragenden Fahrzeug ein außergewöhnliches Fahrzeug mache. Dass Bentley dabei eine besondere, sogar eine Führungsrolle, einnehme, ist für Dürheimer selbstverständlich.

Luxuslimousinen von Morgen transportieren edelstes Holz

Neben der Ausstattung und dem Design luxuriöser Fahrzeuge der Zukunft sei auch die Einbeziehung der Außenwelt besonders wichtig. Neue und besonders exklusive Concierge-Services werden sehr wichtig, auch die Vernetzung der Bentley-Besitzer werde ein relevantes Thema sein. Zwar gibt es seit Jahrzehnten ein weltweites Netz aus Bentley- und Rolls-Royce-Besitzern, aber die digitale Vernetzung ist dort noch nicht wirklich angekommen.

Luxusautos der Zukunft: Vier Gemeinsamkeiten

Fasst man die Ideen und Visionen der beiden führenden Hersteller von Luxus-Limousinen einmal zusammen, ergeben sich viele Gemeinsamkeiten. Opulenz, Materialqualität, Tradition und moderne Kommunikations- und Steuerungstechnik werden bei beiden Marken als besonders wichtig erachtet. Dass der Kunde von übermorgen das Thema Extravaganz auch durch sein Automobil präsentieren wird, scheint wenig überraschend. Dass vor allem in Metropolen das Automobil als Statussymbol auch in dreißig, oder vierzig Jahren relevant sein wird, ist auch keine Neuigkeit. Der Mensch von übermorgen will mobil sein und derjenige, der es sich leisten kann, wird besonders edel, opulent und technisch auf neuestem Stand unterwegs sein. Es sei denn, er erinnert sich an den Klassiker, den er von seinem Vater geerbt hat und der seit Jahren in Garage steht. Dann könnte die Lust auf Benzin, pure Mechanik und ein Kupplungspedal den hypermodernen Wagen für ein paar Stunden ins Abseits verfrachten.


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