Ferrari 812 Superfast

Fahrbericht Ferrari 812 Superfast: Mit 800 PS durch Italien

© Ferrari

Das hat die Emilia-Romagna nicht verdient. Wirklich nicht. Ferrari’s jüngster Spross, der Ferrari 812 Superfast, hat keine Zeit. Er ist in Eile und das heißt, im Schnelldurchlauf die Straßen entlang. Die schönsten, alten Villen, bewachsen und mit reichlich Historie gesegnet fliegen vorbei und schauen uns hinterher. Ein schneller Reisebericht.

Der rote Knopf am Lenkrad links unten weckt den Geist weiter vorn. V12, 800 PS und die Lust auf Speed in den Genen. Der Ferrari 812 Superfast ist ein GT, also Gran Tourismo. Für lange Reisen gedacht. Mit Gepäck und feinen Ledersitzen. Ferrari konnte das schon früher sehr gut. In Hamburg einsteigen, ein paar Tankstopps, ein paar Kaffee plus Superbenzin und zack, man steht in Nizza vor dem Grand Hotel. Früher war das so und heute ist das nicht anders. Wir haben uns den Weg von Hamburg nach Nizza gespart. Wir starten in Maranello und umkreisen die Emilia-Romagna, also die Heimat von Ferrari. Unzählige Kreisverkehre, unglaublich viele klitzekleine Landstraßen mit Dellen, Löchern und Rissen im Asphalt. Der Ferrari kümmert sich recht wenig darum, weil gut gefedert. Im Komfort-Modus bleibt die Wirbelsäule unbeschadet. Das Radio singt vor sich hin, der V12 arbeitet hörbar. Das Getriebe ist im Sommer-Feelings-Modus unterwegs und man geniesst die für Ferrari so typische Grandezza an Bord. Leder, Leder und noch mehr Leder. Und das Kleid des Zweisitzers ist wunderbar rot lackiert. So soll es sein.

Ferrari 812 Superfast

© Ferrari

Der Arbeitsplatz des Maestros

Dann die Wandlung, das zweite Gesicht. In Fiorano werden Ferraris getestet. Eine kleine Rennstrecke mit einer Besonderheit in der Mitte. Der Commendatore lebte und arbeitete hier. In einem Haus zwischen den Kurven und Geraden. Während der Ferrari-Gründer und unangefochtene Maestro an seinem Schreibtisch saß und über neue Modelle nachdachte, rannten die Ergebnisse seiner Arbeit um ihn herum, schrieen, brüllten, röhrten und fauchten was das Zeug hält. Was für ein Arbeitsplatz.

Ferrari 812 Superfast

© Ferrari

Und jetzt sind wir an der Reihe. Der stärkste je gebaute Ferrari mit Frontmotor steht vor der Einfahrt zum Testtrack. Der kleine Fahrmodusschalter am Lenkrad steht auf „Track“, der rechte Fuß schwebt über dem rechten Pedal, ein junger Mann hebt den Daumen und der rote 812 stürmt die Arena. Die erste Runde zum Aufwärmen, langsam aber immer schneller zieht der Italiener seine Kreise. Die erste enge Kurve, die gewaltigen Bremsen fangen den Wagen ein, einlenken, der Scheitelpunkt ist die Startlinie für Vollgas und der Wagen stürzt sich in Richtung nächste Kurve. So geht das weiter und man freut sich über die Präzision und Stabilität, die der Wagen ausstrahlt. Selbst derbe Bremsmanöver quittiert der Ferrari mit absoluter Ruhe. Die Lenkung, sauber und präzise, man visiert das Ziel an und der Wagen trifft exakt den Zentimeter, die Motorleistung mit einem Wort: grandios.

Ferrari 812 Superfast

© Ferrari

Ferrari 812 Superfast: Nahezu unbändige Kraft

So geht das etliche Runden. Der 812 rennt und rennt. Immer schneller, auch weil der Fahrer immer besser mit dem Coupé verwächst. Einlenken, bremsen, beschleunigen. Auf den geraden stürmt der Wagen derart brutal nach vorn, als wolle er unbedingt den ganz großen Pokal des Siegers nach Hause tragen. Dass schönste dabei, dieser Ferrari, mit seiner fast unbändigen Kraft ist derart gut konstruiert, so sauber in seiner ganzen Technik und der Bedienung, dass man fast den Eindruck gewinnt, dass ihn jeder beherrschen kann. Das stimmt zwar nicht ganz, aber jede Minute in diesem italienischen Wunderwerk sein ein Genuss. Egal ob auf der Rennstrecke, Landstraße oder Autobahn. Und wer gerne automobil Lustwandelt, für den ist der Ferrari 812 Superfast genau der richtige Ferrari. Er sieht grandios gut aus, er klingt kraftvoll aber nicht pubertär und er ist ein sehr, sehr exklusives Vergnügen, den gute 280.000,00 Euro am Stück rollen doch recht selten über unsere Straßen, auch nicht in der Emilia Romagna.

 


Vorheriger Artikel Fahrbericht McLaren 570S: Auf die schnelle Tour Nächster Artikel Fahrbericht BMW 640d Coupé xDrive: Genuss auf Rädern