Concorde Nachfolger

Concorde Nachfolger: Neue Überschall-Projekte beerben die „Königin der Lüfte“

© Aerion Corporation

Sie war die „Königin der Lüfte“ und eines der legendärsten Flugzeuge der Welt. Die Concorde flog von London nach New York zwischen 1976 und 2003 in nur dreieinhalb Stunden – dank doppelter Schallgeschwindigkeit. Ein verheerendes Unglück bedeutete das Aus für die Concorde. Viele Concorde Nachfolger wollen die Überschall-Maschine heute beerben. Und einige davon nehmen sogar konkrete Formen an. 

Ein Erlebnis der Extraklasse – die Concorde

Für Geschäftsleute ein Traum, der bereits Wirklichkeit war: Morgens von einem Kontinent aufbrechen, mittags tausende Kilometer entfernt Geschäftstermine erledigen und abends wieder im eigenen Bett einschlafen. Überschallflugzeuge ermöglichen genau das. Das berühmteste Beispiel ist die Concorde: Wer einmal in der „Königin der Lüfte“ von Paris beziehungsweise London nach New York flog, schwärmt noch heute von diesem sagenhaften Erlebnis. Der Flieger war rasend schnell, aber auch rasend teuer. Tickets kosteten im Schnitt knapp 20 Prozent mehr als bei normalen First-Class-Flügen (bis zu 10.000 Euro). Nur selten flogen die Betreiber, zuletzt British Airways und Air France, Gewinne ein. Als jedoch im Jahr 2000 eine brennende Maschine nach dem dem Start in Paris-Charles de Gaulle abstürzte und 113 Menschen das Leben kostete, nahte das Ende der Concorde.

Concorde Nachfolger

So sieht einer der Concorde-Nachfolger von Lockheed Martin aus.

© Lockheed Martin

Leiser Concorde Nachfolger aus dem Hause Lockheed Martin

Doch die Faszination bleibt. Und so widmen sich einige Projekte neuen Überschall-Fliegern, die die „Königin der Lüfte“ beerben sollen. Der US-Konzern Lockheed Martin, der sowohl zivile als auch militärische Fluggeräte herstellt, hat sich mit der Raumfahrtbehörde NASA zusammengetan. Sie basteteln derzeit an einem Nachfolger des legendären Fliegers. Jetzt wurde erstmals ein Modell gebaut, das im Windkanal die aerodynamischen Eigenschaften testen soll. Die ersten Testflüge sollen noch vor dem Jahr 2020 stattfinden. Der Flieger namens QueSST X-plane soll mit einer Höchstgeschwindigkeit von 2.179 km/h (Mach 2,04) die Strecke von London nach New York in maximal dreieinhalb Stunden bewältigen können. Die Besonderheit liegt dabei vor allem im Geräuschpegel: Die Concorde flog mit ohrenbetäubenden Lärm. Der Name QueSST steht hingegen für Quiet Supersonic Technology, sprich Leise Schallgeschwindigkeits-Technologie. So soll der neue Flieger nur 60 Dezibel laut sein – wie ein normales Gespräch.

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Das US-Startup Boom plant bezahlbare Flüge mit ihrem Überschall-Flieger.

© Boom

Concorde-Nachfolger für Jedermann von Boom

Ein anderes US-amerikanisches Unternehmen aus Colorado namens Boom verspricht nicht nur einen Überschallflieger, der eine Flugzeit für die bekannte Strecke von 2 Stunden und 15 Minuten braucht. Dies ist 2,2 Mal so schnell wie der Schall. Mehr noch: Boom bietet den „Überschallflug, den sich jeder leisten kann“ an. Kostenpunkt für eine Strecke: 2500 US-Dollar. Dieser Jet des Startups soll lediglich 45 Passagiere transportieren können. Also mehr als die Hälfte weniger als die Concorde. Zudem soll es aus einem leichten sowie hitzebeständigen Material bestehen. Kommendes Jahr soll ein Prototyp gestartet werden, der etwa ein Dritte so groß sein wird, wie die tatsächliche Maschine, genannt „XB-1“. Ein Überschall-Flieger von Boom wird um die 200 Millionen US-Dollar kosten. Finanzielle Unterstützung bekommt das Startup dabei von Virgin Galactic. Das Unternehmen soll sich bereits die Option auf zehn Flugzeuge gesichert haben. Einziges Manko: Leise wird es in dem Überschall-Flieger von Boom aller Voraussicht nach genauso wenig, wie bei der legendären Vorgängerin.

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Die Aerions AS2 will die Strecke London-New York in vier Stunden schaffen.

© Aerion Corporation

Spannend sind auch die Pläne von Aerion Corporation. Das Unternehmen wird von Airbus und dem texanischen Milliardär Robert Bass unterstützt. Der Flieger Aerions AS2 soll mit 1,1 bis 1,4 facher Schallgeschwindigkeit fliegen, also etwas langsamer als die Concorde und die bereits genannten Nachfolger. Dafür dürfte der Jet aber auch deutlich leiser sein. Den Flug zwischen London und New York will die Maschine in vier Stunden schaffen. Der Verlust von etwa 30 Minuten dürften viele Passagiere für den Komfort (sprich den Lärm) in Kauf nehmen. Ab 2021 soll es die ersten Flüge des Jets geben. Bereits ab 2023 soll die Projektphase sogar in einen regulären Betrieb übergehen. Jedoch: Derzeit ist die Passagierzahl nach aktuellen Plänen auf überschaubare 12 Personen ausgelegt, was eher einem Privatjet, nicht aber einem Linienflieger entspricht. Und so bleibt bei einer raschen Realisierung dieser Concorde Nachfolger wohl eher ein Luxus, den sich maximal gut betuchte Überschall-Fans leisten können.

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Bisher nur ein Konzept: Die "Antipode" von Charles Bombardier will in 11 Minuten den Atlantik überqueren.

© imaginactive.org / Charles Bombardier / Abhishek Roy

Mehr als ein Concorde Nachfolger

All die Projekte rund um einen würdigen Concorde Nachfolger wirken jedoch nahezu klein im Vergleich zu den Plänen des kanadischen Produktdesigners Charles Bombardier. In nur elf Minuten will Bombardier mit seinem Projekt „Antipode“ Passagiere von New York nach London befördern. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 16.000 Meilen pro Stunde (über 25.000 km/h) wäre die Maschine allerdings mehr ein Geschoss als ein Jet. Man spricht bei der 24fachen Schallgeschwindigkeit von Hyperschall (und nicht mehr von Überschall). Das Konzept sieht vor, dass sich die Raketenantriebe daraufhin von dem Flugobjekt lösen und zurück zur Basis fliegen. Das „Antipode“ selbst zündet dagegen seine zweite Beschleunigungsstufe. Ein „Überschallverbrennungs-Staustrahltriebwerk“ beschleunigt das Flugobjekt dann auf seine Höchstgeschwindigkeit von rund 24 Mach. Jedoch: Die Realisierung der Pläne liegen noch in weiter Ferne. Vielmehr handelt es sich um ein Konzept, das zum Diskutieren anregen solle.

So werden wohl erst einmal weiterhin 3-Studen-Flüge von London nach New York realisierbar bleiben. Und zwar bestenfalls solche Flüge, die im bezahlbaren Bereich liegen. Das wäre in unseren Augen schon einmal ein Anfang.


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