Audi S 5 Sportback

Audi S5 Sportback: Ein Fahrbericht

© Audi

Renner oder Reisewagen? Wenn man ein paar Abstriche hinnimmt, kann man im viertürigen Coupé aus Ingolstadt ein Multitalent sehen, findet unser Autor Stefan Weißenborn. Er hat den neuen Audi S5 Sportback 3.0 TFSI quattro getestet. Ein Fahrbericht.

Präzise gehorcht die Dynamiklenkung mit laut Audi besonders variabler Lenkübersetzung dem Einschlag des Volants. Auf Zick-Zack-Kurs macht sich der schnelle Audi schon mal gut. Dann senken wir das Gaspedal, und der 354 PS starke V6 unter der elegant gebogenen Motorhaube legt sich ins Zeug. Unter Spucken und Husten übertönt die doppelbordige Auspuffanlage den erhabenen Klang des Motors.

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Damit erregen wir offenbar Aufmerksamkeit. Plötzlich sitzt uns mit einem Satz ein Doppelscheinwerferpaar eines BMW im Nacken. Das tiefergelegte Vier-Ringe-Coupé, das uns mit seinen Schalensitzen fest im Griff hat,  muss einen Renn-Code der örtlichen Landstraßenszene geknackt haben. Auf jeden Fall zieht der 5er unter kehligen Getöse an uns vorbei, obwohl wir selbst schon 130 Sachen drauf haben, wie wir erschreckt feststellen und uns schnelle auf Landstraßentempo zurückfallen lassen.

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Audi S5 Sportback 3.0 TFSI quattro: Distinguiert, kein Gesetzesbrecher

Wohlgemerkt: Der S5 will kein Gesetzesbrecher sein, sich distinguieren aber schon. Unser Testwagen ist in einem 2400 Euro teuren Speziallack getüncht, dessen Farbton sich „Korallenorange Metallic“ nennt, das Auto hat ein Sportfahrwerk und sitzt tiefer auf dem Asphalt, die Bremssättel luken feuerrot hinter den Speichen der 18-Zoll-Aluminiumguss-Räder hervor. Dann noch die Silhouette: Die wellenförmig geschwungene Sicke auf Schulterhöhe darf als Geniestreich des Autodesigns durchgehen – die aber haben alle S5.

Ziviler kann man den Sechszylinder indes auch bewegen, den seidigen V6 geschmeidig in Betriebstemperatur halten. Dazu schaltet man das Fahrwerk am besten auf „Comfort“, was den S5 trotz straffer Grundeinstellung von Federn und Dämpfern fast zum Gleiter macht, der auch mit Kopfsteinpflaster einigermaßen umzugehen weiß. In diesem Modus der bei Audi stets vierstufigen Fahrdynamikregelung ist auch das achtstufige Automatikgetriebe weniger knackig abstuft, die Gaskennlinie auf konservativ getrimmt, und die Endrohre röhren nicht mehr so auffällig.

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Audi S5 Sportback 3.0 TFSI quattro: Neu interpretierter Gran Turismo?

Der Alltagszweck des Autos leuchtet angesichts der zur Schau getragenen und mit Sonderausstattung teuer erkauften Potenz auf Anhieb allerdings kaum ein. Doch es deutet einiges darauf hin, dass Audi den S5 auch als Nachfahre des italienischen GT, des Gran Turismo, des renntauglichen Reisewagens alter Herkunft a la Maserati verstanden wissen will, nur neu interpretiert. Zu billig wäre der reine Landstraßen-Rowdy allein.

Als Viertürer nimmt er Passagier Nummer drei und vier bequem auf, einmal Platz genommen, stört auf der Reise im Grunde nur die mangelnde Kopffreiheit. Selbst der Kofferraum ist mit annähernd 500 Litern für ein Coupé, dessen Design vor allem Eleganz statt Nutzwert abzielt, vergleichsweise groß. Bei der Ladehöhe muss man wegen des Fließhecks selbstredend Einbußen hinnehmen.

Der im nappelederbezogenen Sportsitz womöglich zwischenzeitlich immer mal wieder ins Schwitzen kommende Fahrer bekommt die Möglichkeit zur Auszeit, indem ihn viele einschlägige Helfer entlasten, zusammengefasst in optional kaufbaren Ausstattungspaketen, zum Beispiel dem 1640 Euro teuren Assistenzpaket Tour. Es beinhaltet neben einem Stauassistenten und einem Ausweichassistenten eine spezielle Notbremsfunktion für Links-Abbiegemanöver.

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Unter zehn Liter geht kaum etwas

Der bei Automatikgetrieben zwischen 0 und 250 km/h verlässlich arbeitende Abstandstempomat, ebenfalls im Paket, ist an den so genannten prädiktiven Effizienzassistenten gebunden, mit dem er Navidaten teilt, die von der Audi-Cloud kommen. So verzögert das Auto bei eingeschaltetem Tempomat vorausschauend von selbst, weil es Ortschilder nahen sieht oder weiß, wie eng die nächste Kurve ist. Das fördere eine kraftstoffsparende Fahrweise, sagt Audi.

Das ist im S5 natürlich relativ, denn unter zehn Liter ist das Auto kaum zu bewegen, selbst wenn man sich der Motorkraft nicht hingibt (unser Testexemplar hatte eine Freischaltung bis 280 km/h). Der Langzeitverbrauch nach fast 1000 Kilometern lag laut Digitaldisplay bei über zwölf Litern. Immerhin ist der Tank mit 58 Litern recht groß, über 600 Kilometer Reichweite sind möglich. Allerdings sollte man sich dann auf keine Rennen einlassen. So spielt auch die Selbstbeherrschung eine große Rolle im schnellen Viertürer-Coupé aus Ingolstadt.

Auf einen Blick

  • Motor/Antrieb: Sechszylinder-Benziner, 2295 cm³, 354 PS, 500 Newtonmeter, Start-Stopp-Automatik, 8-Gang-Automatik, Euro 6.
  • Abmessungen: 4,75 Meter lang, 1,84 Meter breit, 2,83 Meter hoch. Kofferraum 480 - 1283 Liter.
  • Fahrleistungen: max. Geschwindigkeit 250 km/h, von 0 auf 100 km/h in 4,7 Sekunden.
  • Verbrauch: (laut Hersteller) innerstädtisch 9,8 Liter, über Land 5,9 Liter, Mix 7,3 Liter.
  • CO2-Ausstoß: 166 Gramm pro Kilometer.
  • Modellspezifische Ausstattung: Audioanlage (AUX, Bluetooth, CD, MP3, USB, SD), Sportfahrwerk, Heckklappe elektrisch, LED-Scheinwerfer, Leichtmetallfelgen 18 Zoll, Vordersitze elektrisch, Klimaautomatik, Lichtsensor, Teillederpolster.
  • Sicherheit: Sechs Airbags, ABS, ESP, City-Notbremsassistent, Berganfahrhilfe, Müdigkeitserkennung, Kollisionswarnung, Fußgängererkennung..
  • Aufpreispflichtige Extras: Digitalinstrumente (ab 250 Euro), adaptives Fahrwerk (980 Euro), S-Sportsitze vorn (1215 Euro), Spurwechselassistent (810 Euro), Bang & Olufsen Soundsystem (1140 Euro), ACC, Stauassistent u.a. im Paket (1640 Euro), Head-up-Display (980 Euro)
  • Preis: ab 62.500 Euro. Testwagen: 84.960 Euro.

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