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Airgreets | Im Gespräch mit Gründer Sebastian Drescher

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Bei Abwesenheit kurzfristig die Wohnung vermieten und Geld verdienen: Nach diesem Prinzip funktioniert Airbnb. Das Münchener Start-up Airgreets kümmert sich als Concierge-Service um die Zwischenvermietung der privaten Wohnung. Ein gefragter Service. Wir sprachen mit Gründer Sebastian Drescher. 

Herr Drescher, wie laufen die Geschäfte?

Wir sind sehr zufrieden! Airgreets ist jetzt seit gut eineinhalb Jahren am Markt, mittlerweile sind wir in sechs deutschen Städten präsent (München, Köln, Frankfurt am Main, Düsseldorf, Hamburg und Berlin) und haben über 15.000 Nächte verwaltet. Wir haben bereits über 400 Gastgebern Zugang zum Home Sharing ermöglicht und freuen uns auf die anstehende Reisezeit, in der die Anzahl der Home Sharer erwartungsgemäß weiter stark ansteigen wird.

Erklären Sie uns doch einmal kurz Ihr Geschäftsmodell.

Airgreets ist Deutschlands erster Airbnb-Concierge-Service. Das bedeutet kurz und knapp: Du vermietest deine Wohnung über Airbnb, während Du selbst unterwegs bist, musst dich aber um nichts kümmern – das machen alles wir. Fotos der Wohnung, Anfragen beantworten, Koordination mit Gästen, Schlüsselübergabe und auch die Endreinigung der Wohnung bedeutet zusätzlichen Zeitaufwand für Gastgeber und den nehmen wir komplett ab und koordinieren alles von A bis Z. Damit erschließen wir eine ganz neue Zielgruppe für Airbnb, nämlich insbesondere Geschäftsreisende, aber auch Flugbegleiterinnen oder andere Vielreisende, die wenig Zeit aber eine häufig leerstehende Wohnung, meist sogar in der Innenstadt, haben. Unser Service ist rein erfolgsbasiert, es entstehen also keine Kosten, bis auf eine 25-prozentige Provision, wenn die Wohnung tatsächlich vermietet wird. Also: Nur wenn unsere Kunden Geld verdienen, verdienen auch wir.

Wie entstand die Idee?

Naja, eigentlich, weil meine beiden Mitgründer, Julian und Florian, und ich unsere besten Kunden gewesen wären. Wir waren alle drei bei Unternehmensberatungen beschäftigt und entsprechend viel unterwegs. Unsere Wohnungen standen deshalb häufig leer, aber für die Koordination des Home Sharings hatten wir einfach keine Zeit – die Idee lag dann nahe, diesem Problem Abhilfe zu schaffen. Es stellte sich schnell heraus, dass wir längst nicht die Einzigen waren, die einen Service wie Airgreets nutzen wollten, sodass dann auch alles ganz schnell ging.

Sie sind ein Gründerteam: Wie haben Sie sich kennengelernt?

Julian und ich kennen uns schon seit der Grundschule, wir waren Sitznachbarn in der ersten Klasse (lacht). Julian und Florian haben dann gemeinsam studiert und so kam es zu dieser Dreierkonstellation. Wir sind auch davon überzeugt, dass das Gründen leichter fällt, wenn man sich so gut kennt, das hat auch viel mit Vertrauen zu tun. Wir arbeiten wie Zahnräder, alles greift sehr gut ineinander und wir haben riesigen Spaß an Airgreets.

Wie verdienen Sie Geld?

Wir berechnen unseren Kunden keine Setup- oder Grundgebühr – wir verdienen nur dann, wenn unser Kunde verdient, wir also seine Wohnung erfolgreich vermietet haben. Die Provision in Höhe von 25 Prozent des Vermieterlöses wird also rein erfolgsbasiert fällig.

Wer gehört zu Ihrer Zielgruppe?

Natürlich vor allem Menschen, die viel unterwegs sind, und die über Home Sharing ihre Wohnung effizient nutzen wollen. Das bedeutet schließlich bares Geld. Dabei handelt es sich vermehrt um Dienstreisende, also Berufsgruppen, die durch ihren Job einfach viel unterwegs sind, aber auch um Reisende, die ihre Wohnung während ihres Urlaubs vermieten und sich so einen Teil des Urlaubs direkt refinanzieren können. Das Besondere an Airgreets ist, dass

wir eine ganz neue Zielgruppe für Home Sharing erschließen, nämlich die, die eigentlich keine Zeit für die Organisation und Koordination hat. Wir tragen so wesentlich dazu bei, dass Wohnraum immer effizienter genutzt wird.

Es werden immer wieder hitzige Diskussionen um Zweckentfremdungen der Wohnungen geführt: Wie stehen Sie dazu?

Wir verstehen und unterstützen die Diskussionen um Zweckentfremdung. Uns ist aber wichtig, dass hierbei differenziert wird: Home Sharing ist keine Zweckentfremdung! Hierbei geht es um eine temporär begrenzte Vermietung der Wohnung, die rein privat genutzt wird. Das ist eher eine Steigerung der Effizienz von Wohnraumnutzung, denn Wohnraum steht eben gerade in Metropolen auch häufig leer, wenn die Bewohner auf Reise sind. Besonders in Zeiten, in denen Wohnraum in Großstädten so knapp ist, müssen vorhandene Wohnungen effizient genutzt werden – davon haben am Schluss alle Beteiligten etwas. Das haben auch die Kommunen und Städte verstanden: Erst zum 1. Mai trat in Berlin ein überarbeitetes Zweckentfremdungsgesetz in Kraft, das Home Sharing anerkennt und die kurzzeitige Vermietung von selbst bewohnten Wohnungen erleichtert. Und da kommt Airgreets ins Spiel: Denn wir erleichtern wiederum die Nutzung von Home Sharing durch unseren Rundum- Service.

Wie ist die rechtliche Lage: Darf jeder seine Wohnung untervermieten?

Die Regelungen und Gesetze hierzu sind städtespezifisch und kommunal abhängig. Berlin ist jetzt das jüngste Beispiel, aber auch Frankfurt am Main hat die Gesetzeslage zum Home Sharing gerade liberalisiert. Grundsätzlich gilt: Home Sharing ist für Eigentümer von selbst bewohntem Wohnraum möglich, Mieter müssen sich hierzu mit ihrem Vermieter abstimmen. Wohnraum ist in diesem Zusammenhang ausschließlich privat genutzter Raum und explizit keine gewerbliche Fläche. Die Regelegungen der Städte und Kommunen unterscheiden sich insbesondere hinsichtlich der erlaubten Dauer der Vermietung. Eine Vermietung einer Zweitwohnung ist in Berlin beispielsweise für 90 Tage im Jahr erlaubt.

Sie kooperieren mit AirBnB: Wie ist die Zusammenarbeit?

Ich würde das eigentlich eher als Partnerschaft bezeichnen. Airgreets ist unabhängig und eigenständig von Airbnb, wir sind aber häufig im Austausch. Airgreets erschließt eine neue Zielgruppe, nämlich die der dienstlich Vielreisenden, die ohne uns gar kein Home Sharing betreiben könnten. Eine klassische Win-Win-Situation für alle also.

Wie viele Leute arbeiten mittlerweile für Ihr Unternehmen?

Wir haben mittlerweile an die 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Wo wollen Sie mit Ihrem Unternehmen hin? Was sind die „Next Steps“?

Unsere Idee stößt auf viel Zuspruch und unser Service wird sehr gut angenommen. Das ist für uns ein klares Signal, geografisch weiter zu expandieren und weitere Städte an unseren Service anzubinden. Darüber hinaus spielt für uns das Thema Digitalisierung eine wichtige Rolle. Technische Innovationen entlang allen Schritten der Wertschöpfungskette sind für uns wichtig und liegen auch unseren Kunden am Herzen. Unsere IT Roadmap ist prall gefüllt, da wird sicher Einiges kommen!


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