Gelegen auf einer Anhöhe mit Postkartenblick auf den Starnberger See lockt das Schlossgut Oberambach mit nachhaltigem Laissez-faire. Das rund 40 Kilometer südlich von München gelegene Hotel entspricht allen aktuellen baubiologischen Vorgaben und ist zum Mekka der Nachhaltigkeit avanciert. Das Motto: „Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein.“
Ein kurzer Blick in die Geschichte zeigt, warum ganzheitliches Denken im Schlossgut Oberambach keine hohle Phrase ist. Willmar Schwabe, Urgroßvater von Geschäftsführer Maximilian, gründete 1866 die weltweit erste Homöopathie-Firma. Mit der „Fabrikationsstätte für die Zubereitung von Arzneimittel“ in Leipzig legte der damals 26 Jahre alte Apotheker den Grundstein für die Dr. Willmar Schwabe GmbH, die heute zu den Weltmarktführern in der Entwicklung und Herstellung pflanzlicher Arzneimittel zählt. Urenkel Andreas erwarb 1991 den denkmalgeschützten Herrschaftssitz aus dem 15. Jahrhundert, zusammen mit 45 Hektar Wäldern, Feldern und Wiesen. „Es sah so aus, als wäre das Haus über Nacht verlassen worden“, erinnert sich Maximilian Schwabe, der damals noch ein Kind war.
Schlossgut Oberambach – Bio durch und durch
Seit 2003 ist das Schlossgut ein zertifizierter Biobetrieb. Die Philosophie der Hoteliers, im Einklang mit der Natur zu leben, zieht sich durch das ganze Haus. Zu diesem Konzept passt, dass die Wärme mit einer Hackschnitzelheizung erzeugt wird – betrieben mit Holz aus dem eigenen Wald. Der Strom stammt aus erneuerbaren Energien und im WC fließt Regenwasser. Die 40 Zimmer und Suiten sind eingerichtet mit natürlich geölten Vollholzmöbeln und Naturholzparkett. Elektrosmog wurde auf ein Minimum reduziert. Dazu gehören auch Netzfreischaltung und die automatisch Abschaltung des WLANs um 23 Uhr.
„Mein Anliegen ist es, diesen besonderen Platz anderen Menschen zugänglich zu machen“, erzählt der smarte Geschäftsführer Maximilian Schwabe im Gespräch mit „The Frequent Traveller“. Ursprünglich wollte der Mittdreißiger in der Event-Branche arbeiten, entschied sich aufgrund des großen Veranstaltungsbereichs im Schlossgut aber für eine Ausbildung im heimischen Familienbetrieb. Das brachte ihn buchstäblich auf den Geschmack, so dass er in Montreux ein Hotelmanagement-Studium anhängte. Seit Oktober 2018 führt er Regie im familieneigenen Hotel, das an ein Schlösschen im Loirestil erinnert.
Wellness für Körper, Seele und Geist – himmlische Ruhe inklusive
Für Entspannung und Regeneration sorgt das kleine, aber feine, in einem eigenen Gebäude angesiedelte Vitalzentrum. Im Beauty-Bereich kommt zertifizierte Naturkosmetik von Dr. Hauschka zum Einsatz. Anwendungen von Shiatsu, Hot-Stone- und Edelsteinöl-Massagen über Yoga bis zu hawaiianischen Massagen lassen Raum und Zeit vergessen. Wer genug von der Hitze hat, springt in den Naturbadeteich des Biohotels. Wer nach Sauna oder Dampfbad eine Abkühlung braucht, springt in den Naturbadeteich, dessen Form und Anordnung der Steine für den kleinen Wasserfall ein Geomantie-Fachmann nach Feng-Shui-Richtlinien designte. Anstatt Chemie hat sich das Oberambach-Team für eine Wasserreinigung auf natürlicher Basis entschieden. Will man längere Bahnen ziehen, erreicht man in wenigen Fußminuten das Privatgrundstück des Schlossguts mit direktem Zugang zum Starnberger See.
Bio-Kulinarik à la bonheur im Schlossgut Oberambach
Farm to Table, lautet das kulinarische Motto des Hotels. Die Zutaten im Restaurant „Roseninsel“ stammen aus regionalem oder gleich aus eigenem Anbau. Seit 2017 baut die Eigentümerfamilie auf dem Hotelgrundstück selbst Kräuter und Gemüse an, die hier verarbeitet werden. Der Fisch schwamm zu seinen Lebzeiten – wie könnte es anders sein – im Starnberger See. Wild stammt aus heimischer Jagd und das Fleisch aus dem Landkreis. Küchenchef Nemanja Mihailovic und sein Team achten zudem darauf, möglichst viele saisonale Zutaten zu verwenden, derzeit beispielsweise Pflaumen, Äpfel oder Birnen.
Zu den Dessert-Klassikern zählt das Steinpilz-Parfait auf Schokoladen-Thymian-Erde mit Brennessel-Schwamm. Es hat die Form eines Pilzes und kommt mit Waldmeister-Gel auf den Teller. Jeden Donnerstag ist – ganzjährig – Barbecue-Zeit im Schlossgut Oberambach. Dann brutzeln Fleisch und Fisch von regionalen Händlern im Smoker. Veganer kommen mit Grillgemüse vom Feld, Ofenkartoffeln und verschiedenen Sorten Tofu auf ihre Kosten. Dazu gibt es ein Salatbuffet, Brezen und Hausbrot aus der Bio-Bäckerei und Süßes zum Nachtisch.
Alpenpanorma inklusive
Abseits des Hotels führen Wanderwege oder E-Bike-Trails um den Starnberger See. Kulturliebhaber besuchen das Buchheim-Museum in Bernried mit Werken der Expressionisten Erich Heckel, Emil Nolde, Ernst Ludwig Kirchner und Max Pechstein. Der 2007 gestorbene Gründer Lothar-Günther Buchheim schrieb mit „Das Boot“ die Vorlage für den Kino-Kassenschlager des Jahres 1981. Eine Radtour lässt sich auch mit einer Dampferfahrt über den See verbinden. Sie führt vorbei an den schicken Villen am Ufer, dem Sisi-Schloss Possenhofen und dem Schloss Berg, wo Märchenkönig Ludwig II. die letzten Tage seines Lebens verbrachte.
Fotos: Christian Euler, Robert Kittel/Schlossgut Oberambach