Conrad Koh Samui: Regenwald-Refugium für Ruhesuchende

Koh Samui ist zwar längst kein Geheimtipp mehr. Doch es macht nach wie vor Spaß, die mitunter so hektische Insel zu entdecken. Unser Autor Christian Euler machte sich selbst ein Bild – und stieß auf das Conrad Koh Samui Resort.

Schon die schmale Hillcrest Road an der Südwestspitze von Thailands drittgrößter Insel lässt erahnen, was hinter dem Eingang zum Conrad Resort wartet. Eine knappe Dreiviertelstunde vom Flughafen entfernt, windet sich die Straße in Serpentinen hinauf. Oben angekommen, folgt das Déjà-vu – nur spiegelverkehrt. Die Rezeption bildet den höchsten Punkt des Resorts, von dem es in engen Kurven abwärts zum Meer geht. Die steilsten Wege haben einen Steigungswinkel von 35 Grad. Kein Wunder, dass viele Gäste vor allem in der Mittagshitze auf das Angebot zurückgreifen, sich im Golfcart chauffieren zu lassen.

Umgeben von üppigem Regenwald schmiegt sich die 24 Hektar große Anlage an einen dschungelbedeckten Berg, der eigens zur Hälfte abgetragen wurde, um Platz für die Villen zu schaffen. 2011 eröffnet, begann die Planung bereits fünf Jahre zuvor. Das Conrad Koh Samui ist ein Traumziel für Anspruchsvolle, die nach luxuriöser Privatheit in stilvoller Umgebung suchen: 81 zwischen 130 und 800 Quadratmeter große, freistehende Privatvillen auf hohen Betonstelzen, jede mit einem zehn bis 22 Meter langen Infinity-Pool und freiem Blick auf den Aow Thai Strand und den Golf von Thailand. Viel Holz, kombiniert mit hohen Decken und hellen Farben, prägen das Ambiente. Das Gesamtkonzept ergibt einen intimen und luxuriösen Rahmen mit einer warmen Atmosphäre – zeitgenössisches Thailand vom Feinsten sozusagen.

Conrad Koh Samui: Höflichkeit als Tugend

Ein weiteres prägendes Element ist der Ausblick aufs Meer, der fast aus jedem Winkel der Villa möglich ist – beispielsweise aus der überdimensionierten runden Badewanne im gut 40 qm großen Badezimmer. Selbst die begehbare Dusche ermöglicht dank ihrer Vollverglasung die Aussicht auf die Sonnenuntergänge im Golf von Siam. Bodentiefe Fensterfronten tun ihr Übriges im Schlafzimmer. 300 Mitarbeiter kümmern sich um das Wohlergehen der Gäste. Höflichkeit ist eine der höchst geschätzten Tugenden in Thailand. Hier wird sie nicht zur Schau getragen, sondern erscheint beiläufig selbstverständlich. Die im besten Wortsinn dienstbaren Geister sind ausnahmslos herzensfreundlich, hilfsbereit und zuvorkommend.

Tag für Tag werden 150.000 Liter Wasser im Resort benötigt, die nach der Aufbereitung für die Bewässerung der Bäume verwendet werden. Dieselgeneratoren sorgen während immer wieder möglichen Stromausfällen für Spannung und machen das Resort autark wie eine eigene Stadt. Mit rund einem Drittel kommen die meisten Gäste aus China, aus den USA zehn bis 15 Prozent, etwa jeder zehnte Gast reist aus Europa an. „Die Mehrheit von ihnen verlässt die Villa kaum bis gar nicht“, berichtet Thomas Glaser, der für das Business Development verantwortlich ist. Im Grunde ist dies auch gar nicht nötig. Schon der Start in den Tag lässt sich beim schwimmenden Frühstück im Infinity-Pool verbringen, chinesisch, koreanisch oder auf thailändische Art, u.a. mit gegrilltem Schweinefleisch, Panang-Curry, Lachs-Sashimi und sautiertem Wasserspinat mit Gemüse. Wer auch am Abend in seinem Zuhause auf Zeit bleiben will, kann seinen Hunger mit einem Barbecue am Privat-Pool stillen.

Gleichwohl empfiehlt sich allzu viel Zurückgezogenheit allenfalls frisch verliebten Flitterwöchnern. Wer sonst würde darauf verzichten, das Meer in einer Überwasser-Hängematte zu genießen, mit dem Schnellboot oder dem traditionellen Longtailboot zu einer der nahegelegenen Eilande zu fahren oder im Kajak dem Wassersport zu frönen?Gar an Unvernunft grenzt, einen Besuch im Flaggschiff-Restaurant Jahn auszulassen, das mit gutem Grund zum Gewinner des World Luxury Restaurant Awards in den Jahren 2016 bis 2019 gekürt wurde. Wer vor Einbruch der Dunkelheit kommt, genießt den atemberaubenden Blick in die Dämmerung durch raumhohe Fenster auf den Sonnenuntergang im Golf von Thailand. Viel Holz, Kerzenlicht und ausgewählte thailändische Details sorgen für ein stimmungsvolles Ambiente.

Rote Ameisen zum Hauptgang

Jedes der drei zwischen zehn und zwölf Gänge umfassenden Menüs ist eine Hommage an die thailändische Küche und ihre vielfältigen Geschmacksrichtungen – innovativ und von Executive Chef Nicolas Piatti mit traditionellen thailändischen Kochtechniken zubereitet. Viele der Kräuter und Gewürze stammen aus dem nahegelegenen Garten.

Nomen est Omen lautet die Devise bei dem „Adventure“ genannten Reigen, der mit roten Ameisen, Schweinsohr und Krokodil gewagte kulinarische Herausforderungen enthält. Der gelungene Gruß aus dem Garten zum Start in Form von Wasserspinat, süßem und rotem Basilikum, Kopfsalat sowie Schoko-Crumble präsentiert sich noch zahm. Leicht würzig wird es beim „Chef’s Taste“, der in der Küche vor den Augen der Gäste zubereitet wird. Zum Lotus-Salat reicht der aufmerksame Service den ersten Wein, einen 2012er Rheingau Riesling von Schloss Vollrads.

The Frequent Traveller: rote Ameisen

Zwar benötigt die Verkostung der roten Ameisen nebst ihren in Avocado eingebundenen Eiern im darauffolgenden Gang ein wenig Überwindung. Doch das feine Aromenspiel bleibt in Erinnerung – auch wenn der dazu angebotene chilenische Cabernet Sauvignon zu kräftig erscheint. Ebenso gekonnt wie kreativ: Das esslöffelgroße Stück vom thailändischen Krokodil wird mit einem geleeartigen Rosenblüten-Dumpling überzogen und in einer leicht scharfen Kokosnuss-Suppe auf den Tisch gebracht. Der Barracuda in grünem Curry überzeugt dank seiner dezenten Garung und der hohen Produktqualität. Nicht mehr als ein exotisches Aperçu ist das knorplige Schweinsohr.

Der krönende Abschluss zum Ende der Gourmandise: Die Sous-Chefin höchstselbst richtet das „Coco Art“ genannte Dessert in fast demütiger Zurückhaltung am Tisch an. Optisch einem Gemälde gleichend ist es ein wahres Feuerwerk an Texturen. Kokosnuss als Gelee, Crème, Crumble, Bonbon, Flocken, Wasser, Pulver, Baiser, Eis und Schwamm.

The Frequent Traveller: Blick auf den Golf von Siam

Preisgekrönt ist nicht nur das Gourmetrestaurant Jahn. Auch das Spa wurde 2013, 2014 und ununterbrochen seit 2016 als Thailands beste Wohlfühloase in der Kategorie „Luxury Wellness Spa“ ausgezeichnet. Alle acht Behandlungsräume haben eine private Terrasse mit offenem Blick über das Meer. Dampfbäder, Saunen, ein Kosmetiksalon, eine Entspannungs-Lounge oder der Empfangsbereich verteilen sichüber zwei Etagen. „Jede Anwendung ist ein maßgeschneidertes Erlebnis, das einen veränderten Zustand des Seins bewirkt“, brachte es General Manager Ruben Gabino anlässlich der Preisverleihung auf den Punkt. So könnte auch das Fazit für den gesamten Aufenthalt lauten.


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