17. Juli 2017 – Patrick Burke, Hotelier und Eigentümer des THE ATLANTIC HOTEL JERSEY, führt das Fünf-Sterne-Haus mit der spektakulären Lage hoch über der St. Ouen’s Bay an der Westküste der Insel inzwischen in der zweiten Generation. THE FREQUENT TRAVELLER Autorin Heike Neuenburg traf ihn auf Jersey und unterhielt sich mit ihm über familiengeführte Hotels, seine Leidenschaft für die Kanalinsel, Hotelvereinigungen wie SLH (Small Luxury Hotels of the World) und Luxus…
Ihr Vater hatte einst eine Vision, Sie führen diese Vision heute weiter. Erzählen Sie uns davon…
Patrick Burke: Im Mai 1970 verkündete mein Vater Henry Burke voller Stolz die Eröffnung eines neuen Luxushotels in einer der spektakulärsten Lagen im Westen der Insel Jersey. Henry’s Tätigkeit als Präsident in der Jersey Hotel and Guest House Association hatte ihn zu der festen Überzeugung geführt, dass die Kanalinsel ein attraktives Touristenziel mit Potential sei und ein Engagement zum Bau eines neuen Hotels von höchster Qualität rechtfertigte. Mit anderen Worten war es seine Vision, ein völlig neues Haus mit internationalen Standards in grandioser Lage zu schaffen, wie es nie zuvor auf der Insel versucht worden war. Hotels auf Jersey waren zu jener Zeit eher traditionell und hatten sich aus Gästehäusern entwickelt. Ich brauche wohl kaum zu erwähnen, dass die Einheimischen dachten, er sei nicht ganz bei Sinnen, besonders deshalb, weil dies ja bedeutete, eines der besten Gästehäuser auf der Insel abzureißen. Im Mai 1987 trat ich die Nachfolge meines Vaters als Managing Director an und begann umgehend mit einem Entwicklungsprogramm, das jeden Aspekt der Hotelanlage verbessern sollte. Der Prozess führte letztendlich zur Aufnahme und zur Mitgliedschaft bei Small Luxury Hotels of the World im Jahre 1993, die bis heute andauert.
War es für Sie von Anfang an klar, dass Sie das Familienhotel weiterführen werden oder hatten Sie auch andere berufliche Ambitionen?
Hineingeboren in eine Hoteliersfamilie, sowohl mütterlicher als auch väterlicherseits, gab es für mich nie wirklich eine andere Option als diese Tradition fortzuführen und selber Hotelier zu werden. Das Atlantic Hotel war das Lebenswerk meines Vaters und irgendwie ist es dann nach und nach auch zu meinem Lebenswerk geworden.
Sie bewahren einerseits das Erbe der Familie, müssen aber dennoch unternehmerisch mit der Zeit gehen. Wie hält man da die Waage?
Vor kurzem feierten wir den 47. Geburtstag unseres Hotels und ich stelle fest, dass wir bereits in drei Jahren auf unser 50 jähriges Bestehen als inhabergeführtes Hotel zurückblicken können – das erfüllt uns mit Stolz. Meiner Meinung nach haben wir uns in dieser Zeit fast wie von selbst zu einer gelungenen Mischung aus Klassik und Moderne entwickelt. Wir respektieren die Vergangenheit und die traditionellen Werte für die wir bekannt sind, wie zum Beispiel unser hohes Level an Service, das unsere Angestellten bieten, während wir gleichzeitig an die Zukunft denken und erheblich in neue Technologien investieren.
Wir führen ein saisonfokussiertes Business mit hohen Kosten rund ums Jahr, das aber nur in den Sommermonaten erhebliche Umsätze generiert. Deshalb kommt es letztendlich auf die Nachhaltigkeit an und das bedeutet, kontinuierlich zu reinvestieren und sich weiterzuentwickeln, während man gleichzeitig weiß, man muss genug erwirtschaften, um das Hotel langfristig weiterführen zu können.
Wie kann sich ein kleines Familienhotel von seinen Konkurrenten und von großen Ketten abheben?
Über die Jahre hat das Atlantic Hotel viele Auszeichnungen erhalten und Preise gewonnen, unter anderem den AA’s Courtesy and Care Award und einen Michelin Stern, den wir inzwischen seit 11 Jahren halten. Erst kürzlich sind wir zum Best International Hotel 2015 vom Food and Travel Magazine und für 2016 zum Best Dining Experience and Best Champagne List von Conde Nast Johansens gewählt worden.
Was macht ein Hotel zu etwas Besonderem? Mit einem Wort: Persönlichkeit, Charakter. Speziell ein kleines, unabhängiges Hotel kann mit einer warmen, gastfreundlichen Atmosphäre, in der sich die Gäste wohlfühlen und die sie zu schätzen wissen, punkten. Ein weiterer wesentlicher Kernbestandteil ist perfekter Service, etwas, wonach wir im Atlantic Hotel täglich streben.
Wie wichtig ist die Vereinigung von SLH (Small Luxury Hotels of the World) für inhabergeführte Hotels? Und wie konnten Sie von Ihrer Mitgliedschaft seit 1993 profitieren?
Ein wichtiger Pluspunkt des Atlantik Hotels ist sein Status als einziges Mitglied auf Jersey bei SLH (Small Luxury Hotels of the World), einer exklusiven Kollektion der besten unabhängigen Hotels weltweit. Sorgfältig ausgewählt für ihren besonderen Stil und ihre Raffinesse beinhaltet SLH eine Ansammlung von mehr als 500 preisgekrönten Hotelanlagen in mehr als 70 Ländern. Die Aktivitäten der Hotelvereinigung sind darauf ausgerichtet, vergleichbare Wirtschaftsbedingungen zu ermöglichen, wie sie den großen internationalen Hotelketten zur Verfügung stehen. Gleichzeitig sollen Individualität und Unabhängigkeit für jedes der Mitglieder erhalten bleiben. Über die Jahre ist die Weiterentwicklung des Atlantic Hotels Hand in Hand mit der von SLH verlaufen. Je intensiver wir mit SLH zusammengearbeitet haben und je weiter wir gereist sind, umso mehr haben wir erkannt, dass die Standards im Rest der Welt unglaublich hoch sind. Das war eine wichtige Erkenntnis. 1999 wurde ich dann Direktor von SLH und Chairman of the Board und reiste drei Jahre lang für die Vereinigung um die Welt. Dabei stellte ich fest, wohin auch immer ich kam, es gibt überall kleine, familiengeführte Hotels wie unseres und sie alle sind höchst individuell in ihrer Philosophie. Das bestärkte mich in dem, was ich hier im Atlantic Hotel tue.
Sie sind selber auch ein Frequent Traveller. Während Ihrer Zeit als Chairman und Direktor von SLH haben Sie mehr als 200 Mitglieder weltweit besucht. Drei Dinge, die auf Reisen immer dabei sein müssen?
Mein iPhone, mein Laptop und wann immer möglich meine wundervolle Frau.
Wenn Sie selbst auf Reisen sind, was ist Ihnen in Hotels am Wichtigsten und welche Dienstleistungen schätzen Sie besonders?
Heutzutage, in der modernen Welt, ist es so gut wie unmöglich ohne funktionierendes schnelles Wi-Fi auszukommen. Wenn man ein kleines Unternehmen führt, muss man täglich erreichbar sein, unabhängig davon ob man sich gerade auf der anderen Seite der Welt befindet. Routinemäßig braucht man täglich zwei oder drei Stunden für E-Mails.
Sie sind leidenschaftlicher Botschafter der Insel Jersey. Kommen Sie von hier?
Ich komme ursprünglich nicht aus Jersey. Ich wurde in Yorkshire in eine Hoteliersfamilie hineingeboren. Die Familie meiner Mutter besaß das Queen’s Hotel in Brighton, welches zu jener Zeit sehr angesehen und renommiert war. Mein Vater hat die berühmte Hotelfachschule in Lausanne absolviert, gefolgt von einer Zeit im Claridge, bevor er ins Queen’s wechselte, wo er meine Mutter kennenlernte. Zusammen gingen sie nach Yorkshire, wo mein Vater im Red Lion, einem bekannten Restaurant außerhalb von Harrogate arbeitete. Da kam ich auch zur Welt. Damals waren andere Zeiten. Es war Nachkriegszeit und meine Eltern entschlossen sich 1959 nach Jersey zu ziehen, um einen Neustart zu wagen. Sie eröffneten ein Gästehaus, das The Penguin hieß. Ich war damals drei oder vier Jahre alt.
Sie haben 2010 die Vereinigung Luxury Jersey Hotels (LJH) mitbegründet, was war Ihr Ziel, Ihre Absicht?
Das Ziel war, unsere gemeinsamen Ressourcen und Marketingaufwendungen zu nutzen, um neue Marktsegmente für Jersey zu gewinnen. Die Segmente, die wir anziehen wollen, sind wohlhabende und vermögende Individualreisende, Familien und Paare, die bisher nicht genügend die Vielfalt und Qualität des luxuriösen Angebots an erstklassigen Hotels, Fine Dining Restaurants, Spa Fazilitäten und Attraktionen auf Jersey wahrgenommen haben. Ich bin oft gefragt worden, warum wir uns zusammengetan haben, obwohl wir im selben Business konkurrieren, dasselbe Gästepotential gewinnen wollen. Die Antwort ist eigentlich ganz einfach. Es war die Erkenntnis, dass wir alle um denselben kleinen Kuchen kämpfen. Und dass das kurzfristig verhängnisvoll enden kann, wenn wir uns entscheiden gegeneinander zu arbeiten. Niemand kann gewinnen. Wenn wir uns jedoch zusammentun, um eine größere Anzahl von Besuchern für die Insel zu begeistern und versuchen, gemeinsam den Marktanteil zu erhöhen, können wir alle nur gewinnen.
Was ist für Sie Luxus?
Luxus ist für mich, Platz zum Atmen zu haben. Luxus bedeutet Exklusivität, Authentizität und Liebe zum Detail. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass es in berühmten Hotels einzig und allein um die Menschen geht. Sie sind das Wichtigste: die Menschen, die das Hotel besitzen, die es leiten, die Menschen, die dort arbeiten und natürlich nicht zu vergessen, die Menschen, die dort übernachten und verweilen…