Girona: Schinken at its best

Schlemmen und schwelgen in Girona

Girona und sein Umland im äußersten Nordosten Spaniens zählen zu den kulinarischen und kulturellen Hotspots der Iberischen Halbinsel. Unser Autor Christian Euler hat sich die Region näher angeschaut.

Einst war das Gelände am historischen Königsweg Camí Real für eine Formel-1-Strecke vorgesehen. Doch dann besannen sich die Planer eines besseren. Heute zählt das PGA Catalunya Resort zu Europas besten Golfwohnanlagen und umfasst ein 300 Hektar großes Gelände mit Villen, Reihenhäuser und Apartments im Wert von 130 Millionen Euro. Die Hotel-Lobby des Hotel Camiral, dessen Name an alte Zeiten gemahnt, ist nur eine Golfcart-Minute vom ersten Abschlag des „Tour Course“ PGA Catalunya Resort entfernt, nach einer weiteren Minute steht man am Abschlag des „Stadium Course“.

PGA Catalunya Resort: Golf at its best

Im Camiral, das von außen an ein Tagungshotel erinnert, trifft zeitgenössisches Design auf urban-stylishes Interieur. Die Lobby erstreckt sich über drei Ebenen und ist geprägt von gemütlichen Sitzgelegenheiten, extravaganten Lampen, Vitrinen mit Keramiktellern und einer riesigen Bibliothekswand. Die 149 Zimmer und Suiten bieten freien Blick auf die Golfanlagen, den Stadium Course und den Tour Course, die umliegende Landschaft, die Swimming Pools des Resorts sowie die hoteleigenen Gärten.

Der Panoramablick auf die Fairways lässt sich auch von Designerhäusern und Ferienvillen bis hin zu top-modernen Ferienwohnungen genießen – Zahlungsfähigkeit vorausgesetzt. Ein Apartment mit einer Wohnfläche von 104 Quadratmetern, der Schlafzimmern und einer 22 Quadratmeter großen Terrasse, Keller und PKW-Stellplatz lässt den Kontostand um 520 000 Euro abschmelzen. Die zweistöckige Villa Lagula mit einem Wohnraum von gut 400 Quadratmetern schlägt gar mit 2,3 Millionen Euro zu Buche.

PGA Catalunya: Villa de Luxe

PGA Catalunya: Villen vom Feinsten

Nach einem anstrengenden Tag auf den Greens und Fairways drängt sich der Besuch des Spas förmlich auf. Das perfekte Pendant zum Spiel mit der weißen Kugel ist das „Quiro Golf“ genannte Ritual. Es entspannt die gestressten Muskeln durch eine innovative Massage, die mit Golfbällen die Durchblutung verbessern und Gelenkschmerzen reduzieren. Das verbessert die Flexibilität des Körpers und stellt das Gleichgewicht zwischen Körper und Geist wieder her.

Den Hunger auf gepflegte Art stillen lässt sich vorzugsweise im Signature Restaurant „1477“, wo  Küchenchef Francisco Hernandez europäische Küche mit katalanischem Twist kombiniert. Sein aufmerksames Service-Team reicht Gerichte wie Carpaccio vom Gelbflossen-Thunfisch mit Avocado-Püree, marinierter Wassermelone und in Wodka eingelegte Gurke oder eine Paella mit Prawns.

Girona: Restaurant im Hote Camiral

Girona: Michelin-Sterne en masse

Kulinarik-Fans finden im näheren Umkreis ein wahres Elysium der Haute-Cuisine. Mit allein 50 Restaurants, die insgesamt auf mehr als Michelin-60 Sterne kommen, herrscht in Katalonien wohl die höchste Dichte an Spitzenköchen in Europa. Die drei Brüder Joan, Josep und Jordi Roca gehören zu den besten Köchen der Welt. Seit 2009 führt der Guide Michelin ihr „Celler de Can Roca“ in Girona mit drei Sternen. 2013 und 2015 führte es die Liste der weltbesten Restaurants an. Fast ein Jahr muss warten, wer einen der begehrten Plätze bei den Roca-Brüdern ergattern will.

Girona, eine knappe Autostunde von Barcelona entfernt im Hinterland der Costa Brava, ist die bisweilen vergessene, aber ebenso attraktive Schwester Barcelonas. Der mittelalterliche Kern ist eine natürlich gealterte Schönheit mit Bogengängen, Treppenvierteln und versteckten Kneipen. Von vielen Balkonen hängt die Senyera, Kataloniens rot-gelb-gestreifte Unabhängigkeitsflagge, die Autonomiebestrebung ist hier fast omnipräsent. Am Eingang des ehemaligen Judenviertels El Call wurden mehrere Folgen der amerikanischen Fantasy-Serie „Game of Thrones“ gedreht – einer von vielen Plätzen der 100.000-Einwohner- Stadt, wo Fans der Erfolgsserie auf ihre Kosten kommen.

Girona: Bäckerei mit Top-Auswahl

Girona Food Tour: vier Stunden schlemmen

Wer keinen Tisch im „Celler de Can Roca“ bekommt oder es sich nicht leisten kann, sollte sich zumindest auf die Girona Food Tour begeben. Vier Stunden Schlemmen, Schmecken und Probieren stehen auf dem Programm – kurzweilig und mundgerecht verpackt für eine kleine Gruppe. Über die von Gustave Eiffel erbaute Stahlbrücke über den Riu Onyar führt die kulinarische Entdeckungsreise zur Bäckerei Casamoner.  Die Auswahl ist ebenso preiswert wie gut im Geschmack – auch an biologischen Backwaren fehlt es nicht. Zum Café con Leche darf ein Xuixu (sprich Shu-shu) nicht fehlen. Die süße Spezialität Gironas besteht aus einem röhrenförmigen, mit Puddingcreme gefüllten Schmalzkringel, der in Olivenöl frittiert und anschließend mit Zucker bestreut wurde.

Girona: Fischmarkt

Wochenmarkt in Girona: feinste Auswahl

Mercat de Lleó heißt der Wochenmarkt, vor dem ein großer Löwe auf einer hohen Säule thront. Er wird nicht wie die Boquería im nahen Barcelona von Touristengruppen belagert. Hier treffen sich die Einheimischen, um frische Produkte wie Fleisch, Fisch, Obst oder Gemüse zu kaufen, statt in den Supermarkt zu gehen. Eine der Spezialitäten ist die Botifarra Dolça genannte süße Wurst. Die normale Botifarra ist salzig, wird gebraten und meist mit weißen Bohnen gegessen. Die süße Variante ist im Rohzustand gleich, kommt aber mit süßem Wein in den Kochtopf statt in der Pfanne gebrutzelt zu werden.

Dann wird sie mit Zimt und Zucker, etwas Zitrone und Apfelstückchen gegart. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Salvador Dalí immerhin liebte die eigentümliche Delikatesse. Die Eisdiele Rocambolesc ist der süße Ableger der Familie Roca. Beste Zutaten verstehen sich von selbst. Außergewöhnlich sind auch die ausgefallenen Toppings: von Wölkchen aus Rosenextrakt über Eis im warmen Brötchen oder Sorbet von Kokos und Veilchen ist alles dabei.

Girona: Eisdiele der Roca-Brüder

Kunstliebhaber finden im so genannten Dalí-Dreieck ihr Eldorado. Die Route startet in Figueras im Theater-Museum Dalí, wo eine umfangreiche surrealistische Sammlung sowie die Schmuckkollektion Dalí Joies ausgestellt wird. In Port Lligat befinden sich das Wohnhaus Salvador Dalís samt Museum und Atelier mit persönlichen Gegenständen. Die aus dem 11. Jahrhundert Burg in Púbol wiederum war ein Geschenk des Exzentrikers an seine Muse Gala, um sein Versprechen einzulösen, sie zur Königin in einer Burg zu machen. Der Geist der Vergötterten scheint noch dort zu schweben. Gala starb wurde in einer Doppelgrab-Krypta im Keller beigesetzt.

Fotos: Christian Euler, PGA Catalunya, Rocambolesc

 


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