Riyad el Cadi

Riyad El Cadi: Im Herz von Marrakesch

© PR / Riyad El Cadi

Im Labyrinth der Medina von Marrakesch sollte man sich treiben lassen. Man verirrt sich ohnehin, je weiter man in das Herz der Stadt vordringt. Hier, inmitten des bunten Lebens befinden sich verborgen hinter dicken Lehmmauern prachtvolle Stadthäuser und Stadtpalais: Die so genannten Riads. Eines der schönsten ist das Riyad El Cadi, nur wenige Quergassen vom Platz der Gaukler entfernt, dem Djamaa al-Fna. Chefredakteurin Friederike Hintze hat dem Kleinod ein Besuch abgestattet …

Wer einmal in Marrakesh, der „Perle des Südens“ war, wird sein Herz verloren haben. Selbst bei grauem, regnerischen Wetter übt die Stadt einen Zauber aus. Yves Saint Laurent, der hier seine berühmten blauen Gärten namens Jardin Majorelle  besaß, lebte abwechselnd in Marrakesch und Paris. Die unfassbar reiche Talitha Getty liebte die Stadt – und etablierte in den 1960ern und 1970ern den internationalen Jetset, noch lange vor ihrem frühen Tod. Marlene Dietrich, Alfred Hitchcock oder Mick Jagger – die illustre Liste derjenigen, die von Marrakesch fasziniert waren oder es noch sind, ist lang.

Riyad El Cadi

In den hübschen Innenhöfen finden sich überall Sitzecken, in denen man ein Tässchen Minztee genießen kann.

© PR / Riyad El Cadi

Riyad El Cadi: Julia Bartels Kleinod

Weniger bekannt mag dem einen oder anderen der Name Julia Bartels sein. Doch auch die Berlinerin reiht sich in die Riege jener Liebhaber der Stadt ein: Bartels kennt Marrakesch seit ihrer Kindheit und erbte 2003 gemeinsam mit ihrer Schwester das zauberhafte Riad von ihrem Vater. Dieser war Botschafter, arbeitete in Marokko, war passionierter Kunstsammler und wollte das Stadthaus aus dem 13. oder 14. Jahrhundert einst als Ruhesitz nutzen. Heute umfasst das Riyad El Cadi insgesamt 15 Zimmer und Suiten, aufgeteilt auf sieben verschiedene Häuschen, die allesamt von kleinen Innenhöfen, Treppen und Gängen miteinander verbunden sind. Es geht hinauf und hinab – um diese und die nächste Ecke. Die kindliche Neugier wird wieder in einem geweckt und man fragt sich stets: Was mag sich hinter der nächsten Kurve verbergen? Auf welche verzauberte Wunderlampe, welche exotische Blume, welches kostbare Kunstwerk stößt man diesmal?

Riyad El Cadi Marrakesh

Schlicht, aber zauberhaft und liebevoll ausgesucht ist das Interieur im Riyad El Cadi.

© PR / Riyad El Cadi

Das Interieur: Schlicht und zauberhaft

Zahlreiche Riads und Palais in Marrakesch sind Eigentum von Europäern oder Amerikanern, erzählt Julia Bartels im Gespräch mit THE FREQUENT TRAVELLER. Jedoch: Während viele Besitzer dazu neigen ihre Stadthäuser prunkvoll und besonders orientalisch zu gestalten, ist der klassische Stil Marrakeschs ein anderer: In Fès, der ehemaligen Intellektuellenstadt Marokkos, gehört die kunstvolle Dekoration zu den Häusern. In der Roten Stadt hingegen ist der Stil schlichter und zurückgenommener. Julia Bartels greift dies in ihrem Riad auf. Das Interieur der hübschen Zimmer ist nicht prunkvoll, aber liebevoll. Berberteppiche auf dem Boden und der Wand, geschnitzte Holzmöbel, kleine Kupferkannen und geflochtene Körbe, tönerne Lampen, allerlei Kunstschätze und kleine, hübsch in Szene gesetzte Mitbringsel verbinden sich da zu einer Melange der zauberhaften Schlichtheit.

Riyad El Cadi Marrakesch

Kunst und Berberteppiche verzieren die Zimmer und Suiten im Riyad El Cadi.

© Alan Keohane

Besonders schön: Die ursprüngliche Architektur des Hauses wurde erhalten und aufs Schönste herausgearbeitet.  Da finden sich prachtvoll geschnitzte bunte Decken in Schlafzimmern, alte bunte Kacheln in den Bädern und solides Deckengebälk aus anderen Jahrhunderten. Es ist, als lebe man in einem Privathaus – nicht in einem Hotel. Und wenn man mag, kann man sich im Riyad El Cadi ganz zurückziehen. Dazu nämlich dienten einst die traditionellen Stadthäuser vor allem, die mit dem Aufkommen des Islams besonders populär wurden und römische Villen adaptierten: Sie sollten Familien Schutz und Privatsphäre bieten.

Riyad El Cadi

Absolute Ruhe – mitten in der Medina von Marrakesch.

© PR / Riyad El Cadi

Riyad El Cadi: Ein Idyll

Der Begriff „riyad“ kommt aus dem arabischen und bedeutet so viel wie „Garten“. Und wahrlich: Die Innenhöfe des Riyad El Cadi sind vielleicht das schönste an dieser gesamten Oase. Sie sind selbst im Februar exotisch bepflanzt, in der Mitte stehen plätschernde Springbrunnen, in den Rosenblättern schwimmen. Morgens breitet sich der Duft von Orangenbäumchen aus, in deren Kronen zwitschernde Vögel sitzen. Das recht einfache, aber schmackhafte Frühstück (immer im Zimmerpreis inkludiert) wird wiederum auf der Dachterrasse eingenommen. Die lohnt es sich auch nachts einmal zu erklimmen: Dann nämlich spannt sich ein funkelnder Sternenhimmel über das Riyad und die gesamte Stadt, während die Gauklerklänge des Djaama al-Fna selbst zu später Stunde herüberwehen (hier gibt es auch nachts einiges zu entdecken). Ja, das mag herrlich kitschig klingen – entspricht aber der Realität. Zumindest im Riyad el Cadi.

Riyad El Cadi Marrakesh

Die größeren Suiten verfügen sogar über eine Privatterrasse.

© Alan Keohane

Ein Riad ganz für sich allein

Ein ganz besonders schöner Ort ist das Blaue Haus, das sozusagen ein eigenes Riad im Riad darstellt. Maximal fünf Personen finden darin Platz. Es umfasst einen privaten Balkon sowie Terrasse, eigene Küche und Wannenbäder. Selbst einen kleinen Pool gibt es, in dem man sich rasch erfrischen kann – wenn Marrakesh sich von seiner warmen Seite zeigt (was es meist tut, nur nicht immer zu unserem Glück). Auch ein hauseigenes Hamma mitsamt fair kalkulierten Anwendungen wird den Gästen geboten. Ansonsten hat das Riyad El Cadi nichts mit einem typischen Hotel zu tun: Zwar kümmert sich jeder der Angestellte hingebungsvoll um die persönlichen Belange des Gastes, aber einen 24-Stunden Concierge, Fitnessstudio oder WiFi in jedem Eckchen des Gebäudes gibt es im Riyad el Cadi nicht. Allein, weil die Wege verschlungen sind, die Architektur es nicht erlaubt. Manchmal scheint das Riad einem ganz allein zu gehören. Das ist meist wunderbar, und sorgt nur ab und an für kleine Stressmomente. Beispielsweise wenn eine Frage nach einem guten Restaurant drängt und man sich erst auf die Suche nach einer helfenden Service-Kraft begeben muss.

Riyad El Cadi

Auf der Terrasse wird morgens das Frühstück serviert – bei gutem Wetter kann hier auch romantisch diniert werden.

© PR / Riyad El Cadi

Die Kulinarik im Riyad El Cadi

Apropros Restaurant: Selbstverständlich verfügt das Riyad El Cadi über ein eigenes kulinarisches Angebot. Nicht nur morgens, auch mittags und abends kann man hier wunderbar speisen – bei gutem Wetter auf der Terrasse oder in einem kleinen privaten Raum am mit Rosenblättern verzierten Tisch. Dann werden üppige, authentische marokkanische Menüs serviert, die jeden Abend wechseln. Man sollte Hunger mitbringen; das Team tischt üppig auf. Fein sind die Gerichte dennoch (oder gerade deswegen) und ganz hervorragend gewürzt.

Riyad El Cadi

Marokkanische Lebensart: Näher kann man ihr nicht kommen, als im Riyad El Cadi.

© PR / Riyad El Cadi

Riyad El Cadi: Das echte Leben der Medina

Was man im Riyad El Cadi vor allem erlebt ist das echte Leben in den Gassen der Medina: Wenn man morgens die Straße betritt, toben Kinder Fußball spielend an einem vorbei. Manche Gassen sind so eng, dass gerade einmal ein Moped, vielleicht eine vom Esel gezogene Karre hindurch passt. Zieht man sich wiederum in die Innenhöfe des Riyad El Cadi zurück, verschlucken die meterdicken Gemäuer die Stadtgeräusche und die Hitze. Angenehm kühl ist es inmitten von Orangen- und Zitrusbäumen, zwischen denen man seinen frisch aufgebrühten Minztee trinkt. Unter den Marokkanern gilt es zwar nicht als „schick“ in der Medina zu leben. „Das Leben in der Altstadt ist beschwerlich“, erklärt Julia Bartels. Das gilt allerdings nicht für die Gäste des Riyad El Cadi.

Unsere Impressionen vom Riyad El Cadi

Auf einen Blick

Riyad el Cadi. Adresse: 86/87 Derb Moulay Abdelkader, Dabachi, Marrakesh 40000, Marokko.

Vorheriger Artikel Wüstenresort in Abu Dhabi: Zu Besuch im Qasr Al Sarab Nächster Artikel La Mamounia in Marrakesch: Hotel-Review