Lange galt Miami Downtown als Ödland, das man höchstens tagsüber zu geschäftlichen Zwecken bereiste. Mit dem „East“ hat nun ein hochtechnisiertes Businesshotel in Miami eröffnet, das der kulturellen Renaissance im Finance District vorauseilt. THE FREQUENT TRAVELLER war für Sie vor Ort.
Miami Downtown boomt. Endlich. Nicht etwa, weil Stadtplaner es per Reißbrett forcieren, sondern weil die Einwohner der US-Metropole das kulturelle und wirtschaftliche Potenzial ihrer Heimat auszuschöpfen beginnen. Deshalb herrscht auf Anhieb reges Treiben zwischen den Wolkenkratzern, obwohl sich die meisten Gebäude der neuen Ära noch im Bau befinden und das Geräusch von Presslufthammern überall wahrzunehmen ist. Im Zentrum des neuen Hotspots steht das Brickell Centre im gleichnamigen Südbezirk von Miami. Der gigantische Komplex vom Bauherren Swire Properties umfasst fünf Häuserblöcke mit insgesamt 500.000 Quadratmetern Nutzfläche. Diese verteilen sich auf Büroräume, Flächen für Einzelhandel und Gastronomie sowie ein Business-Designhotel mit markantem Stadtpanorama.
Zimmer mit Ausblick: East Hotel Miami
Das East Miami eröffnete Ende 2016 im südöstlichen Hochhaus des Brickell Centre und verfügt über 352 Gästezimmer. Hinzu kommen 89 vollausgestattete Apartments für Langzeitaufenthalte. Als Mitglied der LVX-Collection der Vereinigung „Preferred Hotels & Resorts“ will es bemerkenswerte Qualitäts- und Servicestandards setzen, was angesichts der hochkarätigen Konkurrenz am South Beach gar nicht so leicht ist. Der strategische Ansatz des Hauses fußt auf drei Säulen: Intelligentes Design, weitläufige Sichtachsen (durch bodentiefe Fenster oder vom Privatbalkon) und Umweltfreundlichkeit. Letztere äußert sich beispielweise im zentralisierten Aufzugsystem, das per Zimmerkarte gesteuert wird, anhand von wassersparenden Duschen oder Eco-Lichtsystemen mit Bewegungsmeldern. Allesamt kleine Sensationen im konservativen amerikanischen Markt.
Businesshotel für Millenials und Baby Boomer
Die Frage nach Zukunftsstandards bewegt die Hotellerie spätestens seit Voranpreschen der Digitalisierung. Was tun mit den Millenials, die keine gebügelte Zeitung mehr am Türknauf wollen und wie verfahren mit älteren Reisenden, die sich mit technischen Spielereien schwertun? Das East Miami wählt einen charmanten Mittelweg. So können Gäste künftig per App einchecken und ihr Smartphone als Türschlüssel nutzen. Ebenfalls möglich ist ein Chat mit dem Guest Relation Management sowie der Download eines digitalen Concierge, der über aktuelle Events in Miami oder im Hotel informiert. Parallel hierzu steht Gästen eine gutbesetzte 24h-Rezeption zur Verfügung.
Auch wer sich bei der Bedienung der Fahrstuhlanlage oder mit der Synchronisierung der Blue Tooth Boxen auf den Zimmern schwertut, erhält ruckzuck Support. Was jeden freuen dürfte, ist die „Minibar“ mit diversen Ladekabeln, Adaptern und Power Banks auf den Zimmern – wäre ja blöd, wenn dem Zimmerschlüssel plötzlich der Saft ausginge. Nur mit der Tiefe der Kleiderschränke scheinen sich die Innenarchitekten verkalkuliert zu haben. Ein mittlerer Rimowa-Koffer passt ausgeklappt nicht hinein.
Work hard, play hard: East Miami
Mit acht Meilen Entfernung zum Flughafen und knapp sieben Meilen zum Strand, bietet das East eine sehr gute Lage für Geschäft (und Freizeit). Das Businesshotel in Miami verfügt über insgesamt sieben Konferenzräume, von denen die drei größten Säle („Crush“, „Set“ und „Rise“) über repräsentative Foyers verfügen. Im 39. Stockwerk bietet der größte Raum „Crush“ ein beeindruckendes 270 Grad Panorama auf die Skyline von Downtown Miami und den dahinterliegenden Ozean. Das erschwert die Konzentrationsfähigkeit während trockener Vorträge merklich. Nach getaner Arbeit können Gäste in einem von vier unterschiedlich temperierten Pools entspannen, Sonne tanken oder sich im gut ausgestatteten Gym „Beast“ verausgaben. Sinnbildlich für den inneren Schweinehund steht hier ein weißer Miniatur-Tyrannosaurus aus Keramik. Ein Spa mit Massagen und kosmetischen Anwendungen gibt es nicht.
Kulinarik im Quinto La Huella
Eines der besten Restaurants Südamerikas, das „Parador La Huella“, hat sich bereit erklärt eine Zweigstelle im East Miami zu eröffnen. Hierzu wurden nicht nur Rezepte adaptiert, sondern auch 35 Fachkräfte aus dem Herkunftsland Uruguay angeheuert. Die Buchungslage gibt den Betreibern Recht: Das weitläufige Grillrestaurant ist auch unter der Woche gut gefüllt und wird von vielen Einheimischen frequentiert. Wem es in der amerikanischen Klimaanlagenluft zu kalt, und draußen zu windig ist, der kann sich einen Platz direkt am Holzkohlegrill reservieren. Auch in Miami soll es unwirtliche Nächte geben. Nebst landestypischen Beefvariationen hält vor allem die Fischkarte einige Überraschungen parat. Wie zum Beispiel Sushi, das von japanischen Aussiedlern vor Generationen nach Uruguay gebracht wurde.
Unsere Empfehlungen im Quinto La Huella: Spicy Tuna Maki (18 USD), Fischtartar mit Basilikum, Minze und Oregano (17 USD), Entrana (ein hauchdünnes, saftiges Skirt Steak – 34 USD) oder Entrecote aus Uruguay (USD 36). Als Aperitif unbedingt einen „Chili Parador“ mit Limettensaft, Chilli und Tequila oder einen Garzon Albarino aus Uruguay. In den USA erfreut sich die südamerikanische Rebsorte mit Steinfrucht- und Zitrusaromen steigender Beliebtheit.
Sugar: Afterwork mit Blick auf die Everglades
Die Rooftop-Bar Sugar im East Miami, verschreibt sich voll der ostentativen Entspannung. Und das funktioniert nach Feierabend am besten mit einem asiatischen Dachgarten und aromatischen Drinks. Auch der berüchtigte „Chili Parador“ aus dem Quinto La Huella wird serviert, wobei fruchtig-süße Kompositionen die Karte dominieren. Zu den Signatures zählen der „Sesame Sling“ mit Gin, Mango, Hibsikus und natürlich Sesam oder der „Trouble in Paradise“ mit Tequila, Aperol, Wassermelone sowie Basilikum. Unser Favorit heißt „East of Miami“. Grüner Tee, Ingwer und Limettensaft kitzeln die blumige Wachholdernote des Gins unerwartet heraus. Alle Cocktails liegen um 15 US-Dollar. Beim kleinen Hunger warten asiatische Tapas, wie Lammspieße, koreanische Chicken Wings oder Muschel-Schrimp Dim Sum nach Hongkonger Rezept – jeweils für 16 US-Dollar. Bei solchen Aussichten bekommt man glatt Lust auf Big Business in Downtown.