Rolls-Royce Dawn Fahrtest Bericht Erfahrung

Rolls-Royce Dawn im Test: Ein Fahrbericht

© Rolls-Royce

Der Rolls-Royce Dawn, der jüngste Spross aus dem Hause Rolls-Royce, ist ein ungemein eindrucksvolles Cabriolet. Nicht nur wegen seiner opulenten Ausstattung, sondern vor allem wegen seines sportlich-eleganten Charakters. Es gibt wohl derzeit kein Cabriolet, dass mit 507 PS derart überzeugend die Sonne kitzelt, findet Motor-Experte und Autor Ralf Bernert, der den Rolls-Royce Dawn gefahren ist.

Rolls-Royce Dawn

Der neue Dawn, so CEO von Rolls-Royce Torsten Müller-Ötvös, soll vor allem eine jüngere Zielgruppe ansprechen.

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Spätsommer, 25 Grad im Schatten und vor der Tür steht der Dawn. Der Beiname „Dawn“ steht für Morgendämmerung. Der CEO von Rolls-Royce Torsten Müller-Ötvös erwähnte bei der Präsentation des Rolls-Royce Dawn den Begriff „sexy“ und später fügte er noch hinzu, dass das Cabriolet eine neue, junge Zielgruppe ansprechen solle. Und nun sitzt ein 53-Jähriger ohne erwähnenswertes Haupthaar auf dem Fahrersitz. Jungbrunnen passt auch zum Dawn.

Rolls-Royce Cabriolet

So elegant, so leistungsstark: Der Dawn bietet eine 570 PS Leistung aus einem V12 Biturbo-Motor.

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Die ersten Kilometer in Hamburg, die Alster umrunden, nach drei Ampeln zieht der Zeigefinger am Hebel in der Mittelkonsole. Das Verdeck erwacht. Unglaublich leise, gemächlich, fast ein wenig zu langsam hebt sich die Mütze. 22 Sekunden dauert die Vorstellung und hinter uns sieht man durch den Rückspiegel zwei große, erstaunte Augenpaare. Ein Schauspiel. Als die Ampel auf Grün springt, ist das Verdeck gerade mit der Hälfte seiner Vorstellung fertig, die 4,7 Quadratmeter stehen wie ein Segel im Wind. Wäre das Verdeck weiß, man könnte eine Film darauf projizieren. Der Dawn als rollendes Kino der besonderen Art. Dann hebt sich der mit feinsten Holz bedeckte Deckel, das Verdeck faltet sich zusammen und legt sich zur Ruhe, der Deckel schließt sich und man sitzt auf der teuersten, fahrbaren Veranda der Welt.

Rolls-Royce Dawn

Beim Rolls-Royce Dawn passt sich das Fahrwerk der Fahrweise und sogar der Fahrbahn an.

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Bei Rolls-Royce werden die meisten Zahlen unwichtig

Es gibt einen Geschwindigkeitsanzeiger. Für Tempolimits und deren Beachtung. Die Drehzahl spielt keine Rolle, dafür zeigt der Dawn, wie alle aktuellen Modelle von Rolls-Royce die Leistungsreserve an. Wer gemächlich dahin rollt, sieht die Nadel auf der 95 schweben, wer dem V12 die Sporen gibt, sieht eine 10. Der Dawn kann einen zum Träumen bringen oder die Landschaft mit satten 250 km/h an sich vorbeiziehen. Dann sitzt man besser nicht bei geöffnetem Verdeck auf den Rücksitzen. Die Spreizung ist das Thema. Cruisen, den Rolls-Royce an der langen Leine laufen lassen. Das Fahrwerk passt sich der Fahrweise und sogar der Fahrbahn an. Sensoren scannen die Bahn voraus und richten den Wagen aus. Bei zu vielen Schlaglöchern und breiten Fugen wird die Federung auf weich gestellt, bei rasanter Fahrt zieht der Dawn seine Sportkleider an. Alles ist dann straffer, konzentrierter und auch sehniger. Der Dawn kann beides und das jeweils mit großer Überzeugung.

Rolls-Royce Dawn: Die Ruhe ist überwältigend

Wir waren auf der Autobahn unterwegs, mit geschlossenem Verdeck. Die Ruhe, selbst bei Tempo 200, ist überwältigend. Das Fahrwerk balanciert den über 2,5 Tonnen schweren Wagen mühelos über Wellen und Unebenheiten. Das feine, klassische Lenkrad liegt wie ein Taktstock in der Hand, die 8-Gang Automatik sortiert die Gänge nahtlos und schnell. Der V12 arbeitet wie ein sehr guter Butler. Man sieht und hört ihn nicht, aber er liefert. Zuverlässig, ohne Fehler und mit weit mehr als ausreichender Kraft. Der Tradition des Hauses Rolls-Royce folgend.

Rolls-Royce Dawn Cockpit

Präzision bis ins Detail: Der Rolls-Royce Dawn überzeugt unseren Autor Ralf Bernert.

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Mit aller Härte und Genauigkeit: Der Rolls-Royce Dawn

Auf der Landstraße kann man den fast 5,3 Meter langen Briten nicht wie einen kleinen Sportwagen um die Ecken fliegen lassen. Wer wollte das auch. Die Beschleunigung ist mehr als ausreichend. Überholmanöver werden mühelos absolviert, das Fahrwerk hält das Cabrio sauber in der Spur. Die Bremsen an den riesigen Rädern arbeiten mit aller Härte und Genauigkeit. Mehr kann man nicht verlangen. In den Kofferraum passt das Gepäck für ein langes Wochenende zu zweit, der Tank ist für 500 Kilometer am Stück ausgelegt, es sei denn man reitet wie ein moderner Fünfkämpfer durch die Landschaft. All´ diese Fakten, Informationen und technischen Errungenschaften bleiben in der Summe meist unbemerkt, weil der Dawn, wie auch seine zahlreichen Vorgänger, mit der Sonne und dem Sommer einen Vertrag abgeschlossen hat. Es geht um Emotionalität, um Wohlfühlfaktoren und das Lachen der Sonne, wenn sie vom sexy Rolls-Royce Dawn gekitzelt wird. Billig ist das nicht, aber dafür einzigartig.

Auf einen Blick

  • derzeit das exklusivste Cabriolet weltweit
  • 570 PS Leistung aus einem V12 Biturbo-Motor
  • Antrieb: Hinterräder, Getriebe: 8-Gang Automatik von ZF
  • Preis in Deutschland ab 330.000,00 Euro
  • 0-100 km/h: 4,9 Sekunden, Top Speed: 250 km/h
  • Verdeck öffnet und schließt in 22 Sekunden bis 50 km/h

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