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Einst eine Nische, heute ein Erfolgskonzept: Serviced Apartments boomen allerorts. Auch und vor allem in Deutschland. Die Pionierin der Hotel-Sonderformen ist Anett Gregorius, die mit ihrem Unternehmen Apartmentservice mittlerweile den Markt dominiert. Im Gespräch mit THE FREQUENT TRAVELLER gibt Anett Gregorius einen Ausblick auf die weitere Entwicklung und erklärt, warum Serviced Apartments gerade für Geschäftsreisende sinnvoll sind…
Frau Gregorius: Wie laufen die Geschäfte?
Das Segment fliegt und wir fliegen mit. Das Interesse an unserem Marktsegment ist derzeit sehr hoch, sowohl bei der Vermittlung von Serviced Apartments als auch im Consulting für dieses Segment. Zudem expandiert der Markt sehr stark. In allen größeren Städten in Deutschland eröffnen Serviced Apartments. 2016 waren es allein 50 Häuser mit 1.600 Einheiten.
Was ist der USP Ihres Unternehmens im Gegensatz zu anderen Unternehmen, die Serviced Apartments anbieten?
Wir sind der erste unabhängige Vermittler für Serviced Apartments in Deutschland und bieten über 15 Jahre Markt- und Branchenerfahrung sowie mehr als 20.000 Serviced Apartments in über 120 Destinationen, in Deutschland und weltweit. Bei uns erfolgt Recherche, Angebotserstellung bis zum Management des Buchungsprozesses komplett aus einer Hand und kostenfrei. Firmenrichtlinien, Preisvorgaben und Reiserichtlinien der Unternehmen werden dabei berücksichtigt – auch speziell für Langzeitaufenthalte. Zudem bieten wir Geschäftsreisenden White-Label-Lösungen für Firmenintranets an und vermitteln nur zuvor sorgfältig geprüfte, professionell betriebene Apartment. Das ist unser Versprechen – und das schlägt sich auch in der Kundenzufriedenheit nieder. Daher haben wir auch einen großen Anteil an Stammkunden und eine hohe Empfehlungsrate. Und darauf sind wir stolz.
In der Branche schwirren viele Begriffe herum: Serviced Apartments, Aparthotels, Boarding Houses und All Suites Hotel. Worin liegt der Unterschied?
In der Tat ist die große Vielfalt an Begrifflichkeiten eine der größten Herausforderungen der Branche, denn sie führt zu Verwirrung. Aus den Bemühungen heraus, eine einheitliche Begrifflichkeit zu schaffen, ist die Charta zum Temporären Wohnen entstanden, den bereits einige Unternehmen wie Adina Apartment Hotels oder Citadines Apart´Hotel unterschrieben haben. So werden alle Einheiten analog zur internationalen Terminologie im Segment als Serviced Apartments bezeichnet. Diese unterteilt man wiederum in klassische Apartmenthäuser und Aparthotels. Der wesentliche Faktor, der alle Produkte unterscheidet, ist der Servicegrad. Die Bezeichnung All Suites Hotel hingegen ist eine Begrifflichkeit aus der klassischen Hotellerie und wird daher in unserem Segment nicht verwendet.
Warum sind Serviced Apartments gerade für Geschäftsreisende interessant?
Apartmenthotels und klassische Apartmenthäuser treffen den Trend unserer Zeit. Mit der zunehmenden Mobilität und Flexibilität in der Arbeitswelt haben temporäre Wohnkonzepte immer stärker an Bedeutung gewonnen. Viele Geschäftsreisende müssen für Projekte mehrere Wochen oder Monate in eine andere Stadt ziehen. Serviced Apartments als Hybrid zwischen Wohnen und Hotel bieten das Beste aus zwei Welten. Die Apartments sind größer als das durchschnittliche Hotelzimmer, verfügen in der Regel über eine voll ausgestattete Küche und einen im Minimum funktional getrennten Wohn- und Schlafbereich; gleichzeitig sind sie durch einen reduzierten Service günstiger als vergleichbare Hotelzimmer. Damit spart der Gast nicht nur Geld und ist unabhängiger, sondern kann sich über ein großzügigeres, wohnlicheres Ambiente in seinem Serviced Apartment freuen. Letzteres sind auch die Gründe, warum Serviced Apartments auch bei hotelmüden Geschäftsreisenden sowie Freizeitreisenden mit kurzfristigen Aufenthalte immer beliebter werden.
Hotels leben auch von dem Service–Gedanken und den „Extras“: Welche Extras können Sie bieten? Kann man bei Ihnen Service dazu buchen?
Zu den Standard-Serviceleistungen, die in den Apartments überwiegend inbegriffen sind, gehören unter anderem W-LAN, ein Waschsalon zum Selbstwaschen, Bügelequipment im Waschsalon oder im Apartment, Vergünstigungen im nahen Restaurant und vieles mehr. Dem Gast wir die Möglichkeit geboten, den gewünschten Servicegrad selbst festzulegen, das ist die Flexibilität des Systems. So kann man, wenn man auf Serviceleistungen Wert legt, zusätzliche Reinigungen oder einen Wäscheservice bestellen, sich aber auch Speisen und Getränke liefern lassen. Je nach Budget und Vorliebe eben.
Werden Serviced Apartments auch von Privatreisenden gebucht?
Ja, ganz klar, Tendenz weiter steigend. Allerdings müssen wir hier zwischen Aparthotels und Apartmenthäusern unterscheiden. So ist für die Aparthotels die Zielgruppe der Privatreisenden derzeit schon viel größer und von enormer Bedeutung. Familien, aber auch Paare lieben die Größe und Unabhängigkeit in einem Apartment während eines (ausgedehnten) Städtetrips. Klassische Apartmenthäuser hingegen haben den Fokus auf Langzeitaufenthalte. Nur wenig privat motivierte Gäste bleiben in einer fremden Stadt länger als einen Monat. Wenn dem so ist, handelt es sich in der Regel eher um Notfälle wie zum Beispiel bei Trennungen, Wasserschäden, Renovierungen, Begleitung in Krankheitsfällen, Aus- und Umzügen.
Ist Airbnb für Sie eine ernsthafte Konkurrenz?
Jein. Auf der einen Seite sind wir Airbnb für die Aufmerksamkeit, die sie für dieses Segment in der Öffentlichkeit geschaffen haben, dankbar. Von der Grundidee her gibt es auch keine Wettbewerbssituation, da Airbnb Privatwohnungen anbietet, somit gibt es eigentlich mit unserem Segment keine Überschneidungen.
Dies sieht jedoch bei den neuen Aktivitäten von Airbnb ganz anders auch. Denn hier wird nun die Sparte der Corporate Kunden entdeckt und fokussiert. In das Portfolio von Airbnb wird zunehmend gewerblicher Wohnraum, also Serviced Apartments, integriert. Hier besteht dann natürlich ganz klar eine Wettbewerbssituation. Es bleibt also spannend, in welche Richtung sich das Business Model von Airbnb entwickeln wird.
Wie groß ist der deutsche Markt für Serviced Apartments?
Das Serviced Apartment Segment verzeichnet seit Jahren ein starkes Wachstum. Allein in den letzten 5 Jahren stieg die Zahl der Einheiten um 64 Prozent; aktuell bietet der deutsche Markt 31.870 Einheiten in 578 Häusern (hier werden nur Häuser mit mindestens 15 Einheiten pro Haus berücksichtigt).
Wohin wird der Trend Ihrer Meinung weiterhin gehen?
Als neuester Trend ist die Entwicklung von Budgetmarken zu beobachten. Die Entwicklung solcher Marken wird vorrangig von neuen nationalen Marktakteuren vorangetrieben und zeichnet sich durch moderne, funktionale, im Service deutlich reduzierte Konzepte aus.
Der Trend geht darüber hinaus zu Mikroapartments und wieder größer werdenden Gemeinschaftsflächen. Auch hier – wie in so vielen anderen Bereichen – greift das Prinzip Sharing. Lobby, Fernsehzimmer, gemeinschaftliche Aufenthaltsräume rücken wieder in den Vordergrund. Grund dafür ist sicherlich die Vernetzung und das Bilden von Communities.
Auch werden die Häuser von der Anzahl der Einheiten immer größer.
Mit dem Wachstum des Segments wird es zudem zu einer Verschiebung der Marktanteile der größten Anbieter in Deutschland kommen.
Welche Herausforderungen sehen Sie für Ihre Branche in Zukunft?
Ganz klar in der einheitlichen Begrifflichkeit in diesem Segment und in der Online-Buchbarkeit. Ebenso ist es eine Herausforderung besseres Benchmarking zu betreiben, um Transparenz zu zeigen und somit weiteres Wachstum zu fördern. Wichtig ist eine noch stärkere Markenbildung sowie eine Profilschärfung, um im Wachstum zu bestehen.
Wohin wird es mit Apartmentservice. gehen? Was planen Sie als nächstes?
Unser erklärtes Ziel ist es, das gesamte Portal online buchbar zu machen und das Segment der Serviced Apartments in den Köpfen der Travelmanager und Reisenden zu verankern.
Wir möchten gezielt unsere Leistungen platzieren, wie zum Beispiel die White Label Lösung für Firmenintranets, um somit ein Selbstverständnis für dieses Segment herbeizuführen und die Buchbarkeit deutlich zu vereinfachen. Dazu gehört auch unsere kontinuierliche Arbeit an zentralen Standards wie einheitlichen Stornierungsbedingungen und Messeunabhängigen Raten für Langzeitaufenthalte. Dafür „pushen“ wir speziell uns Label „The Best for Long Stays”.