Peter Schwenkow

Peter Schwenkow im Interview

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Er ist der Chef der Deutschen Entertainment AG und vermarktet internationale Stars: Die Rede ist von Peter Schwenkow. Unser Autor Christian Euler hat den Berliner Veranstalter auf ein Gespräch über bewegende Konzerte, erhöhten Blutdruck und Spaß am Beruf getroffen…

TFT: Herr Professor Schwenkow, Sie haben die Deutsche Entertainment AG, die heute zu Europas größten Konzertveranstaltern gehört, 1978 gegründet. Wie hat sich die Konzertlandschaft seither verändert?

Peter Schwenkow: Früher wusste man manchmal nicht so genau: Findet das Konzert statt, ist der Künstler da, ist er überhaupt nüchtern? Das ist grundlegend anders geworden, die Branche hat sich extrem professionalisiert – was auch für die Größe der Shows und das Kaufverhalten der Kunden gilt. Hinzu kommt: Heute versichern wir jede Veranstaltung, weil die Risiken ungleich größer sind als vor 40 Jahren. Da sich auch die Künstler versichern müssen, leben sie gesünder. Das ist die profane Wahrheit über den Rock ’n‘ Roll.

Was hat Sie in den vergangenen Jahrzehnten am meisten bewegt?

Ich könnte eine ganze Reihe von Konzerte nennen, spontan fallen mir die Auftritte von David Bowie und Michael Jackson am Reichstag ein, als die Menschen auf der anderen Seite der Mauer riefen: „Die Mauer muss weg!“

Gab es Momente, in denen Sie sich am liebsten um Ihre Verantwortung gedrückt hätten?

Einmal musste ich ein Konzert mit Joe Zawinul abbrechen. Damals hingen die Gitarren noch an Kabeln. Es regnete, das Dach war nicht dicht, und der Gitarrist bekam einen leichten Stromschlag. Erhöhten Blutdruck bereitete mir auch Rod Stewart, als er eine Fischsuppe aß, sich noch im Backstage-Bereich übergab und zurück ins Hotel musste. Gianna Nannini hatte das Vorprogramm gespielt. Danach musste ich auf die Bühne und sagen: „Geht nach Hause, Leute!“

Überall heißt es, die Inflation sei tot. Hingegen sind die Ticketpreise in den vergangenen Jahren enorm gestiegen. Wie passt das zusammen?

Das Entertainment-Business lässt sich nicht auf volkswirtschaftliche, rationale Kennzahlen reduzieren. Vielmehr lebt es von Emotionen. Jeder Besuch eines Live-Konzerts ist ein höchst individuelles Erlebnis und nicht zu ersetzen. Daher beobachten wir heute ein weiterhin sehr hohes Interesse an Live-Musikveranstaltungen. Manchmal passiert es dann eben auch, dass man sich Gedanken um den letzten Euro bei den Veranstaltungspreisen macht. Und dann ist das Konzert am gleichen Tag ausverkauft. Das ist toll, das freut uns und zeigt, dass herkömmliche Kennzahlen im Entertainment-Business nur ein Indikator sein können, weil sie dem Faktor Mensch und seiner Emotionalität nicht gerecht werden.

In welchen Bereichen sehen Sie künftig das größte Wachstum?

Vernetzung und Digitalisierung haben viele Branchen umgekrempelt. So ist es auch im Entertainment Business. Wir haben diese Entwicklung bereits früh erkannt. Als einer der Ersten haben wir zum Beispiel damit angefangen, die Facebook-Konten der Künstler einzurichten und zu pflegen. Heute vermarkten wir bereits einen großen Teil unserer Eintrittskarten über digitale Kanäle. Die Geschäftsausweitung mit unserer Ticketing-Plattform MyTicket.de treiben wir entsprechend voran.

Sie sind jetzt 62 Jahre alt. Wie lange wollen Sie noch an der Spitze der DEAG stehen?

Seit über drei Jahrzehnten bin ich jetzt mit der DEAG im Entertainment Business aktiv – und es macht mir heute so viel Spaß wie am ersten Tag. Seither haben wir uns zu einem der führenden Anbieter von Live-Entertainment in Europa entwickelt und blicken optimistisch in die Zukunft. Stand heute werde ich mit Sicherheit noch einige Jahre weitermachen, denn der Job hält jung und macht süchtig – süchtig nach Menschen, nach Leben, nach Entertainment. Und wie man so schön sagt: Veranstalter sterben in ihren Stiefeln.


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